Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Neueste Geschichte seit 1815 bis zur Gegenwart - S. 136

1905 - Paderborn : Schöningh
136 Fürst Bismarck: Die Emser Depesche. da ich schon entschlossen toar, meinen Rcktritt aus dem Dienste nach Ems zu melden. Ich hielt diese Demtigung vor Frankreich und seinen renommistischen Kundgebungen fr schlimmer als die von Olmtz, zu deren Entschuldigung die gemeinsame Vorgeschichte und unser damaliger Mangel an Kriegsbereitschaft immer dienen werden. Ich nahm an, Frankreich werde die Entsagung des Prinzen als einen befriedigenden Erfolg eskomptieren", ^ in dem Gefhl, da eine kriegerische Drohung, auch wenn sie in den Formen internationaler Beleidigung und Verhhnung geschehen und der Kriegs-vorwand gegen Preußen vom Zaune gebrochen wre, genge, um Preußen zum Rckzge auch in einer gerechten Sache zu ntigen, und da auch der Norddeutsche Bund in sich nicht das hinreichende Machtgefhl trage, um die nationale Ehre und Unabhngigkeit gegen franzsische Anmaung zu schtzen. Ich war sehr niedergeschlagen; denn ich sah kein Mittel, den fressenden Schaden, den ich von einer schchternen Politik fr unsere nationale Stellung befrchtete, wiedergutzumachen, ohne Hndel ungeschickt vom Zaune zu brechen und knstlich zu suchen. Den Krieg sah ich schon damals als eine Notwendigkeit an, der wir mit Ehren nicht mehr ausweichen konnten. Ich telegraphierte an die Meinigen nach Varzin, man sollte nicht packen, nicht abreisen, ich wrde in wenig Tagen wieder dort sein. Ich glaubte nunmehr an Frieden; da ich aber die Haltung nicht vertreten wollte, durch welche dieser Friede erkauft gewesen wre, so gab ich die Reise nach Ems aus und bat Graf Eulenburg, dorthin zu reisen und Sr. Majestt meine Auffassung vorzutragen. In gleichem Sinne sprach ich auch mit dem Kriegs-minister von Roon: wir htten die franzsische Ohrfeige weg und wren durch die Nachgiebigkeit in die Lage gebracht, als Hndelsucher zu erscheinen, wenn wir zum Kriege schritten, durch den allein wir den Flecken abwaschen knnten. Meine Stellung sei jetzt unhaltbar und das eigentlich schon da-durch geworden, da der König den franzsischen Botschafter unter dem Drucke von Drohungen während seiner Badekur vier Tage hintereinander in Audienz empfangen und seine monarchische Person der unverschmten Bearbeitung durch diesen fremden Agenten ohne geschftlichen Beistand exponiert habe. Durch diese Neigung, die Staatsgeschfte persnlich und allein auf sich zu nehmen, war der König in eine Lage gedrngt worden, die ich nicht vertreten konnte; meines Erachtens htte Se. Majestt in Ems jede geschftliche Zumutung des ihm nicht gleichstehenden franzsischen Unterhndlers ablehnen und ihn nach Berlin an die amtliche Stelle verweisen mssen, die dann durch Vortrag in Ems oder, wenn man dilatorische2 Behandlung ntzlich gefunden, durch schriftlichen Bericht die Entscheidung des Knigs einzuholen gehabt haben wrde. Aber bei dem hohen Herrn, 1 Hier soviel wie bercksichtigen, anrechnen. 2 Dilatorisch --- aufschiebend, hinhaltend.
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer