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1. Vom Tode Friedrichs des Großen bis zur Gegenwart - S. 12

1912 - Leipzig : Hirt
12 Die Zeit der Franzsischen Revolution und Napoleons I. 136. frohe Tochter der Maria Theresia, aus Politik vermhlt worden; das aus dem Siebenjhrigen Kriege stammende unnatrliche Bndnis zwischen Frankreich und sterreich sollte dadurch eine Strkung erhalten. Sie suchte sich, obgleich ihr die Hofetikette zuwider war, in die franzsischen Ver-Hltnisse einzuleben, blieb aber als sterreicherin dem Volke ein unwill-kommener Gast. Als Knigin gab sie sich ihrem Hange zu Aufwand und Vergngungen ungezwungen hin, ohne zu bedenken, da sie dadurch ihren Verleumdern immer neuen Stoff bot. So beuteten diese die Halsband-geschichte", an der sie unschuldig war, gegen sie und den ganzen Hof aus*). 2. Das Gerichtswesen. Vor Gericht war das Geld mchtiger als das Recht. Die hheren Richterstellen waren kuflich und die Richter be-stechlich. Noch mehr rgernis erregte es, da durch einen einfachen knig-liehen Befehl ohne richterliches Urteil Gefngnisstrafen und Verbannungen verhngt werden konnten. Die lettres de cachet, die solche Befehle ent-hielten, wurden verkauft und an Gnstlinge verschenkt; man konnte sich auf diese Weise leicht eines gefhrlichen Gegners entledigen. 3. Das Finanzwesen und die Stnde. Durch die unsinnige Ver-schwendung des Hofes (er brauchte jhrlich etwa 50 Millionen), schlechte Finanzwirtschaft und die vielen langen Kriege seit Ludwig Xiv., zuletzt noch durch die Teilnahme am Amerikanischen Unabhngigkeitskriege, stieg die Staatsschuld zu solcher Hhe, da die Zinsen kaum mehr bezahlt werden konnten. Die jhrlichen Ausgaben berstiegen die Einnahmen um 200 Millionen, beinahe die Hlfte einer Jahreseinnahme. Die dadurch notwendig gewordenen hohen Steuern lasteten zum weitaus grten Teil auf den unteren Volks Haffen. Von der drckendsten direkten Steuer, der Taille" (Grund- und Einkommensteuer), waren der Adel und die aus ihm hervorgehende hhere Geistlichkeit befreit, und auch die indirekten Steuern, die Salz, Wein und andere Waren verteuerten, die Binnenzlle, die den Getreidehandel erschwerten, trafen die weniger Leistungsfhigen am hrtesten. Ein groer Teil der Steuern war an Gesellschaften ver-pachtet, die sich dabei bereicherten und es an Willkr nicht fehlen lieen wie die Stenerpchter im alten Rmischen Reiche. Sogar die Grundherren verpachteten ihre Steuern, desgleichen die Geistlichkeit die Zehnten. *) Die Hofdame Grfin Lamothe erstand angeblich im Raulen der Kuigin mit Hilfe eines geflschten Schreibens von ihr in einem Juweliergeschft ein Halsband im Werte von mehr als V/2 Millionen Franken und bewog den Kardinal Rohan, sich fr die Zahlung zu verbrgen. Er werde dadurch, versicherte sie, die verlorene Hofgunst wiedererlangen, und der 132, 7 genannte Graf Cagliostro" prophezeite guten Erfolg. Bald kam der Schwindel ans Tageslicht, und es entstand ein groer Skandal-Proze. Die Grfin wurde zum Staupbesen, zur Brandmarkung und Einkerkerung, ihr Gemahl und Helfer zur Galeere verurteilt. Der Klatsch der Sensatiousschristen aber, die der Proze im Gefolge hatte, verschonte auch die Knigin nicht.
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