1873 -
Coblenz
: Baedeker
- Autor: Cremans, Hubert, Pütz, Wilhelm
- Auflagennummer (WdK): 14
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
Die Oligarchie. Die Tyrannis. §. 43.
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Zweite Periode: vom Ende der Wanderungen bis zu den
Perserkriegen, 900—500 v. Chr. Die Zeit der Aristokratie
und der Tvrannis, sowie der Colonisation.
§. 43.
Die Herrschaft des Adels und die Tyrannis.
Die Fürstengeschlechter des heroischen Zeitalters behaupteten
ihre bevorzugte Stellung in den neuen Wohnsitzen nicht lange,
besonders in den vielen kleinen Staaten, wo bald andere Familien
an Bildung, kriegerischer Tüchtigkeit und Reichthum sich wenig
von ihnen unterschieden. Von diesen ging der erste Angriff auf
das Königthum aus, an dessen Stelle in der Regel zunächst eine
Oligarchie aufkam, indem eine kleine Zahl von Familien die
Regierung an sich riss. Dadurch entstand ein Gegensatz zwischen
der herrschenden Aristokratie und dem Volke, der um so eher
zum Kampfe führte, als die Oligarchen keineswegs, wie die Könige,
darauf bedacht waren, allen Klassen der Bevölkerung gerecht zu
werden. Das gegen den Adel empörte Volk fand bald einen An-
führer, sei es aus seiner eigenen Mitte, sei es unter den ehrgeizigen
Mitgliedern des Adels. Mit Hülfe einer Leibwache riss ein solcher
die Herrschaft an sich, die er dann weniger im Interesse des
Volkes, als zur Begründung einer eigenen Hausmacht ausübte und
für seine Nachkommen zu erhalten strebte. Dies waren die
griechischen Tyrannen, die man in der Zeit vor den Perser-
kriegen fast allenthalben, im Mutterlande wie in den Colonien,
antrifft. Ihre usurpirte Macht war gewöhnlich von kurzer Dauer,
indem ihre minder klugen Nachfolger dieselbe bald missbrauchten,
und dadurch ihren Sturz herbeiführten, worauf dann entweder die
Oligarchen durch einige Concessionen an das Volk ihre Herrschaft
wiedergewannen, oder die Demokratie eingeführt wurde.
Diesen Gang der Entwickelung der Verfassung zeigt z. B. Korinth.
Unter dem Königlhum, welches im 9. Jahrhundert an die Bacchiaden,
einen Zweig der Herakliden, gekommen war, blühte die Stadt zu einer
bedeutenden Seemacht empor und ward zugleich ein Mittelpunkt der
schönen Künste (Erzguss). Um die Mitte des 8. Jahrhunderts rissen
zweihundert Familien, die sich alle ebenfalls von Bacchis ableiteten, die
Herrschaft an sich und führten eine Oligarchie ein, indem sie jährlich
Einen aus ihrer Mitte als Prytanen an die Spitze des Staates stellten.
Andere Familien wanderten theils freiwillig, theils gezwungen aus und
stifteten am ionischen Meere (bis hinauf zum dalmatischen Archipel) die/
Pü t z Geogr. u. Gesch. f. obere Kl. I. Bd. 14. Aull. 8