1873 -
Coblenz
: Baedeker
- Autor: Cremans, Hubert, Pütz, Wilhelm
- Auflagennummer (WdK): 14
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
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Die senkrechte Gestaltung Italiens. §. 67.
tiefere Einschnitte des Meeres (im W. und namentlich im S.)
mehr gegliederten Theil derselben.
§. 67.
Die senkrechte Gestaltung und die Flüsse Italiens.
Italien zerfällt in 1) die a.penninische Halbinsel, die in
ihrer ganzen Länge von dem Apenninus durchzogen wird, und 2) das
italische Tiefland, welches im W. und N. von den Alpen, im
S. von dem nördlichen Apenninus umgeben, im 0. gegen ein
vielbesuchtes Binnenmeer geöffnet ist, dessen Busen es einst ge-
wesen sein mag. Dieser Theil Italiens, der einzige, welcher ein
schiffbares Stromsystem besitzt, ist auch in historischer Beziehung
lange von der eigentlichen Halbinsel getrennt gewesen, vgl. §. 65.
A. Die Alpen bestehen aus drei Hauptketten, deren jede
wieder in 3 Theile zerfällt, die alle, mit Ausnahme der norischen,
Italien in einem weiten Halbkreise vom ligustischen Meere bis zum
adriatischen umgrenzen.
1) Die westlichen Alpen (vom Mittelmeer bis zum Montblanc)
bestehen aus den Alpes maritimae oder Meeralpen (vom Meere bis zum
Monte Viso), den A. Cottiae (nach einem Alpenfürsten Coltius, einem
Freunde des Augustus, benannt, bis zum Mont Cönis), den A. Graiae
oder Savoyschen Alpen (bis zum Montblanc).
2) Die Mittel- und Centralalpen (vom Montblanc bis zum
Grossglockner) bestehen aus den Alpes Penninae (vielleicht vom celti-
schen Worte Pen = Gipfel, oder vom Iuppiter Poeninus ?) oder den
Walliser Alpen (vom Montblanc bis zum Monte Rosa), den A. Lepon-
liae (nach den Lepontiern am Ticinus benannt — der St. Gotthard),
den *A. Raeticae oder den Graubündner und Tiroler Alpen.
3) Die östlichen Alpen (vom Grossglockner bis zum adriali-
schen Meere) zerfallen in die Alpes Noricae, die A. Carnicae oder
kärnthischen Alpen (bis zum Terglu), und die A. Iuliae oder kraini—
sehen Alpen (bis zum adriatischen M.).
Von den Alpen erhält das italische Tiefland zwei Haupt-
ströme, den Padus und den Athösis.
1. Der Padus (Po) begleitet den Südfuss der Alpen in
einer sich fast stets gleich bleibenden Entfernung von demselben.
Auf dem schneereichen Vesulus (Monte Viso) entsprungen, stürzt
er sofort aus dem Alpenlande in die Ebene, umspült in einem
Bogen den nördlichsten Abfall der Apenninen und nimmt all-
mählich seine Hauptrichtung gegen 0. an, in welcher er ohne