1873 -
Coblenz
: Baedeker
- Autor: Cremans, Hubert, Pütz, Wilhelm
- Auflagennummer (WdK): 14
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
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Römischer Cultus. §. 137.
Auch von den zahlreichen niederen Gottheiten hatten viele
eine Beziehung auf Ackerbau und Hirtenleben, so: der Grenzgott Ter-
minus, die Hirtengöttin Pales, dann Vertumnu s, der ursprünglich
den Wechsel der Jahreszeiten bezeichnete, allmählich aber zu einem
Gotte der Saaten und Obstgärten ward, und seine Gattin Pomona
u. s. w.
Einen Heroendienst kannten die Römer nicht (auch ihr Hercu-
les war mehr Gott als Heros), dagegen hatten sie aus Etrurien den
Dienst und Namen der Laren (d. h. Herren) erhallen, welche zu
göttlicher Würde erhobene Seelen (Manes) verstorbener Menschen waren,
wie die Penaten (Schutzgölter des Hauses, Wächter des penus), im
Atrium in Bildern aufgestellt wurden und auf dem Heerde ihr Opfer
erhielten. Es gab sowohl häusliche als öffentliche Laren und Penaten.
Schon in der frühesten Zeit machte die Vermehrung der
Götter rasche Fortschritte. Die verschiedenartigsten Erscheinungen
in der Natur (an Pflanzen, Tiñeren, Menschen) wurden als Aeusse-
rungen eines göttlichen Wesens personificirt, und so wie das
öffentliche und Familienleben reichere Formen ‘annahm, neue Be-
dürfnisse und Einrichtungen aufkamen, entstanden auch neue
Gottheiten, deren Zahl daher ins Unendliche vermehrt ward. Dazu
kam, dass die Gottheiten und Cuite eroberter Orte (der Etrusker,
später der Griechen) nach Rom übergesiedelt wurden. Die Er-
oberung Unteritaliens und besonders später die der griechischen
Staaten des Ostens vollendete die Ilellenisirung der römischen
Religion, namentlich durch die zunehmende Bekanntschaft mit der
griechischen Litteratur und die Anhäufung griechischer Götterbil-
der aus den eroberten Städten in Rom. Römische und griechische
Gottheiten wurden nun identificirt und die hellenischen Mythen
auf die ersteren übertragen, während das ursprüngliche römische
Religionswesen keine eigentliche Mythologie gekannt hatte. End-
lich kamen durch die zunehmende Berührung mit fremden Natio-
nen selbst asiatische und ägyptische Cuite nach Rom. Mit dem
Verfall der Republik verfiel auch die mit dem Staatswesen so eng
verbundene Religion, nachdem sie schon lange ein Werkzeug der
Politik gewesen war.
b) Der Götterdienst.
Der römische Götterdienst bestand in Gebeten (Hersagung
von Gebetformeln unter bestimmten Ceremonien und mit den vor-
geschriebenen Wiederholungen), Gelübden (Altäre, Tempel, Fest-
spiele, Opfer, Libationen, Antheil an der Siegesbeute, ein ver