1876 -
Leipzig
: Baedeker
- Autor: Pütz, Wilhelm
- Auflagennummer (WdK): 13
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
Das Reich der Franken unter den Merowingern. §. 11.
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nach dem Siege in den catalaunischen Gefilden alleiniger Beherrscher
der salischen Franken geblieben war) legte den Grund zur Herrschaft
der Franken über das Abendland, welche wiederum die Grundlage des
spätem römisch-deutschen Kaiserthums geworden ist.
Durch Besiegung des römischen Statthalters Sy agrius bei
Soissons (486) machte Chlodwig dem noch übrigen (inselartigen)
Reste römischer Herrschaft im Abendlande (zwischen Loire und
Somme) ein Ende und verlegte seine Residenz von Tournai auf das
eroberte Gebiet nach Soissons. Die Armoriker (die Küstenvölker
zwischen Seine und Loire) gewann er mehr durch Vertrag als durch
Waffengewalt. Gegen die Alemannen, welche sich auch auf der
linken Rheinseite ausgebreitet hatten und das Gebiet der ripuarischen
Franken bedrohten, wurde er von seinem Verwandten, dem fränki-
schen Könige Siegbert in Köln, zu Hülfe gerufen. Er besiegte sie in
einer Schlacht (bei Tolbiacum oder Zülpich?)J) 496, in welcher er
für den Fall des Sieges seinen Uebertritt zum Christenthum gelobt
hatte, und dehnte seine Herrschaft sowohl über das Land zwischen
dem Rhein und den Vogesen (das Eisass) aus, als über den nördlichen
Theil von Alemannien auf der rechten Rheinseite (immittlern Neckar-
und Maingebiete), welcher von nun an ebenfalls Franken (Franconia)
hiess. Auch die südlichen Alemannen bis nach Helvetien scheinen
noch vor Chlodwig’s Tode die fränkische Hoheit unter Beibehaltung
ihrer eigenen Gesetze anerkannt zu haben.| Dadurch, dass Chlodwig
zuerst von allen germanischen Königen die katholische Lehre an-
nahm, bahnte er sich den Weg zu neuen Eroberungen, indem die
weitere Ausbreitung der fränkischen Herrschaft von der (einfluss-
reichen) Geistlichkeit zugleich als ein Sieg des Katholicismus über
den Arianismus und das Heidenthum betrachtet wurde. Unter dem
Vorwände, die katholischen Unterthanen des arianischen Westgothen-
königs Alarich Ii. zu beschützen, fiel er über die Loire in das süd-
liche Nachbarreich ein und dehnte in Folge seines Sieges unweit
Poitiers (bei Voullon oder Voulon) 507 das fränkische Gebiet über
Annalen des fränkischen Reiches im Zeitalter der Merowinger. 1873. —
Schmidt, E. A., Gesch. ,v. Frankreich. 1. B. 1835.
’) Der Ort seines Sieges über die Alemannen wird bei Gregor von Tours
gar nicht angegeben: nur von einem Kampfe Siegbert’s gegen die Alemannen
wird beiläufig Tulbiacense oppidum als Schauplatz genannt. Beide Nach-
richten werden gewöhnlich auf dieselbe Begebenheit bezogen. Vgl. E. A.
Sclimidt’s Gesch. v. Frankreich, I., S. 46. Anm. 1 u. 2. Jahrbücher des
Vereins von Alterthumsfreunden im Rheinlande. 3. Heft, S. 31—42 und
Bd. Xv. v. Waitz, deutsche Verfassungsgesch., Ii. S. 58.
Putz, Grdr. f. ob. Kl. Il 13. Aufl.
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