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1. Deutsche Geschichte und sächsische Landesgeschichte von den Befreiungskriegen bis zur Gegenwart - S. 67

1917 - Leipzig : Teubner
12. Die inneren Verhltnisse des neuen Deutschen Reiches 18711890 67 2. Der Kulturkampf. Hm 13. Juli 1870 nahm die Mehrheit der im Vatikan zu Rom versammelten katholischen Bischfe das Dogma von der Unfehlbarkeit des Papstes an; ein groer Teil der Deutschen stimmte dagegen. Nach der alten Lehre waren Kirche und Papst gemeinsam unfehlbar, jetzt sollte es der Papst fr sich allein sein. Damit erhob man ihn gewissermaen zum einzigen Bischof- die anderen Bischfe, die ursprnglich gleichberechtigt neben ihm gestanden hatten, sanken zu seinen Stellvertretern herab. In Deutschland schritt die Kirche gegen Universittsprofessoren , Religionslehrer und Geistliche, wenn sie die neue Lehre nicht anerkennen wollten, mit geistlichen Strafen ein. Namentlich geschah dies in Preußen und in Bayern. Die Regierungen beider Staaten beschlossen, die verfolgten in ihren mtern zu schtzen. Damit aber brach ein gewaltiger Kampf zwischen Staat und Kirche aus. Er wurde von den liberalen Parteien als Kulturkampf der Menschheit" bezeichnet. Bismarck fhrte ihn jedoch nicht zu dem Zwecke, eine Weltanschauung niederzuringen, sondern nur, um die Unabhngigkeit des Staates gegen rmische bergriffe zu behaupten und sein Werk, die Einheit Deutschlands unter preuischer Fhrung, zu sichern. Die Sache der katholischen Kirche verfocht die neue Partei des Zentrums, die im preuischen Abgeordnetenhaus entstanden war und 1871 in den ersten Reichs-tagswahlen 67 Sitze gewann. Ihr Fhrer war der frhere Justizminister des Knigreichs Hannover Windthorst. Er wollte zugleich das 1866 gestrzte Welfengefchlecht wieder auf seinen Thron zurckfhren und die Einzelstaaten uneingeschrnkt in einem deutschen Bundesstaate erhalten. Ein Teil der katholischen Geistlichkeit bekmpfte den Staat selbst in der predigt so heftig, da das Reichsstrafgesetzbuch auf Antrag Bayerns eine Bestimmung erhielt, die auf den Mibrauch der Kanzel Gefngnisstrafe oder Festungshaft setzte. Da die Kirche das Recht der wahren Herrin der Volksschule in Anspruch nahm, so brachte der preuische Kultusminister Falk 1872 im Abgeordnetenhause ein Gesetz durch, das dem Staate das Recht der Aufsicht der die Schule sicherte. Ein Reichsgesetz vom Jahre 1872 verbot dem Jesuitenorden en Aufenthalt in Deutschland und wies seine auslndischen Mitglieder aus. Die altkatholischen Gemeinen, ie ie Lehre von der Unfehlbarkeit es Papstes verwarfen, wurden vom Staate anerkannt und gesttzt. Am tiefsten griffen die Maigesetze" vom Jahre 1873 in das Leben der katholischen Kirche ein. Sie bestimmten vor allem, da nur deutsche Staatsbrger, die auf deutschen Gymnasien und deutschen Universitten vorgebildet wren, geistliche Amter bekleiden durften, da ferner die geistlichen Oberen die Personen, mit denen sie kirchliche mter besetzen wollten, dem Gberprastdenten der Provinz benannten, der binnen 30 Tagen Einspruch gegen die vorschlage erheben konnte. Die Bischfe aber waren ungehorsam; sie wurden nun zu Geld- und Freiheitsstrafen verurteilt, im Laufe der Jahre wurden vier von ihnen abgesetzt. Der Papst mahnte den Kaiser Wilhelm, die Gesetze nicht zu billigen, und er habe ein Recht dazu; denn jeder, der die Taufe empfangen habe, gehre
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