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1. Hilfsbuch für den Geschichtsunterricht in Seminaren - S. 126

1905 - Breslau : Hirt
126 Das Mittelalter. Zweite Periode, 843—1254. Mittelschiffs schützt man durch Strebebogen, die auf starken, oft von einer Fiale gekrönten Strebepfeilern der Umfassungsmauern ruhen. Diese Strebebogen fehlen bei den Hallenkirchen, weil deren Seitenschiffe mit dem Mittelschiff gleiche Höhe haben. Die hohen Fenster sind mit schlanken Pfosten und zierlichem Maßwerk aus Fischblasen, Drei- und Vierpässen, oft auch mit herrlicher Glasmalerei geschmückt; den oberen Abschluß derselben bildet die Wimperge, deren obere Kante mit Krabben besetzt ist, und deren Spitze (tote auch die der Fialen und oft auch der Türme) in eine Kreuzblume endigt. Die Kapitale zeigen nicht mehr die phantastischen Gebilde des romanischen Stils, keine Tier- und Menschengestalten, sondern das Blatt heimischer Pflanzen: der Eiche, Rebe, Rose, Distel, Stechpalme und des Efeus (Fig. 16—19). Den reichsten Schmuck zeigt die Fassade (Vorderseite). Die schrägen Seiten (Laibungen) des oft zweiteiligen Hauptportals sind mit Hohlkehlen verziert, in denen auf Postamenten Statuen stehen; auch das Giebelfeld und die Bogenlaibung ist wohl mit Bildwerk verziert. Über dem Portal findet sich bald eine Fensterrose, bald ein hohes Spitzbogenfenster. Ihren Abschluß findet die Fassade in den Türmen; entweder erhebt sich nur ein gewaltiger Mittelturm, oder es steht gleichsam als Begrenzung der Fassade aus jedem der beiden Seitenschiffe ein Turm. Auch das Querschiff wird wohl durch zwei Türme begrenzt, oder es erhebt sich ein Hauptturm über der Vierung. Die unteren Stockwerke der Türme sind meist vierseitig, von Strebepfeilern gestützt, darauf ruht ein Achteck, und hierauf erhebt sich der kühn emporstrebende, in eine Kreuzblume auslaufende Helm, der bei den schönsten gotischen Domen aus acht, mit Krabben besetzten steinernen Rippen und reichem Maßwerk besteht und daher ganz durchbrochen erscheint. So sind die schlank und leicht zu luftiger Höhe emporstrebenden, sich stetig verjüngenden gotischen Dome nicht nur „ein nach oben zeigender Finger", sondern auch ein Denkmal des mächtig aufsteigenden, selbständig und stolz gewordenen Bürgertums. 1). Gotische Baudenkmäler. Unter den außerdeutschen gotischen Domen ragen hervor: ffotre Dame in Paris, die Westminsterabtei in London, der Dom m Antwerpen (eilt st einschiffiger Hallenbau)' sowie die Dome zu Mailand und ^lorem. Zu den ältesten deutschen gotischen Bauten (Fig. 14) gehören die Liebfrauenkirche in Trier (ein zwölfseitiger Zentralbau), die Elisabethkirche in Marburg; aus dem 13. und 14. Jahrhundert stammen die Dome zu Magdeburg, Halberstadt und Meißen, die St. Lorenz-und St. Sebalduskirche in Nürnberg und der Dom zu Regensburg. Alle aber werden übertroffen von St. Stephan in Wien, St. Veit in Prag, den Münstern in Ulm, Straßburg (Fig. 20) und Freiburg i. B. und von dem Könige aller, dem Cö ln er Dom. Er ist fünfschiffig und wurde 1248 begonnen; nachdem der Bau jahrhundertelang geruht hatte, ward er 1842 fortgesetzt und 1880 vollendet (Fig. 22). — In der norddeutschen Tiefebene, wo der Sandstein fehlt, wandte man Backsteine an, aus denen Fialen, Maßwerk und durchbrochene Helme sich schwer herstellen ließen; man mußte sich daher der größten Einfachheit befleißigen, wenn man auch das Äußere durch glasierte Ziegel und Formsteine zu heben suchte. Gotische Backsteinkirchen sind die Marienkirche in Lübeck (Fig. 21), der Dom in Brandenburg, der Dom, die Elisabeth- und die Magdalenenkirche in Breslau u. a. Unter den weltlichen gotischen Bauten Deutschlands sind vor allem
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