1902 -
Breslau
: Hirt
- Autor: Hoffmeyer, Ludwig, Hering, Wilhelm
- Auflagennummer (WdK): 10
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schulbuchtyp (WdK): Hilfsbuch
- Schultypen (WdK): Lehrerseminar, Präparandenschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Lehrerbildungsanstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Lehrerbildungseinrichtungen
- Schulformen (OPAC): Lehrerbildungsanstalt
- Regionen (OPAC): Preußen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Kolumbus und seine Bemhungen. Erste Reise des Kolumbus. 81
schwerlich und kostspielig, diese Waren nach den Hfen an der Ostkste des Mittelmeeres zu schaffen, wo die italienischen Schiffe sie in Empfang nahmen. Daher entstand allgemein der Wunsch, es mchte ein Weg ge-funden werden, der ganz zur See nach Indien fhre. Man durste sich jetzt schon eher auf das groe Meer wagen, da man seit dem 13. Jahr-hundert den Kompa kannte. Am eifrigsten in der Auffindung dieses Seeweges waren die Portugiesen. Sie wagten es zuerst, die Westkste Afrikas entlang zu segeln; Bartholomus Diaz entdeckte 1486 das Kap der guten Hoffnung, und Vasco da Gama fand 1498 den Seeweg nach Ostindien.
b. Kolumbus und seine Bemhungen. Whrend die Portugiesen den Seeweg nach Indien durch die Umschiffung Afrikas zu finden suchten, tauchte' die Ansicht auf, dasselbe Ziel msse durch eine Fahrt in West-licher Richtung zu erreichen sein. Dieser Gedanke wurde von Christoph Kolumbus lebhaft erfat und glcklich ausgefhrt. Kolumbus wurde wahrscheinlich in Genua geboren. Durch die Entdeckungsfahrten der Portugiesen angelockt, ging er nach Lissabon und besuchte die neu ent-deckten Inseln Madeira, die kanarischen Inseln und die Azoren. Auf diesen Reisen wurde ihm die Vermutung, man msse auch nach Indien kommen, wenn man westlich, gerade in das offene Meer hineinsteuere, durch mancherlei Erscheinungen zur festen berzeugung. Portugiesische Seefahrer hatten zuweilen seltenes Rohr, knstlich geschnitzte Stbe, ja einmal sogar Leichname von eigentmlicher Bildung von Westen her an die Ksten der Azoren treiben sehen. Es war der feurigste Wunsch des Kolumbus, selber eine Entdeckungsreise nach Westen machen zu knnen; deshalb wandte er sich um Untersttzung an den König von Portugal, aber ohne Erfolg. Da ging er zur Knigin Jsabella von Kastilien. Aber erst nach acht Jahren, nachdem Granada gefallen war (S. 78), erhielt Kolumbus von ihr 3 Schiffe mit 90 Mann Besatzung.
c. Erste Reise des Kolumbus. Im Sommer 1492 stie die kleine Flotte unter dem Zurufe unzhliger Zuschauer vom Ufer ab. Glcklich wurden die kanarischen Inseln erreicht; dann gelangte sie bald in das Gebiet des Passatwindes, vor welchem die Schiffe rasch dahinglitten. Der unvernderlich in derselben Richtung wehende Wind beunruhigte die Mannschaft; sie meinte, man werde nicht wieder zurckfahren knnen. Aber Kolumbus wute sie zu beruhigen; auch tuschte er sie der die wirkliche Gre des zurckgelegten Weges. Dem Zuge der Vgel folgend, fchlug er sdwestliche Richtung ein. Bald fing man einen Baumast mit roten Beeren und einen knstlich geschnitzten Stab auf. Die ganze Mann-fchaft war in gespannter Erwartung. Da, als der Morgen des 12. Ok-tober anbrach, feuerte das voraufsegelnde Schiff einen Kanonenschu ab, und Land! Land!" erscholl es aus dem Mastkorbe. Erwartungsvoll stand die ganze Mannschaft auf dem Verdeck; als der Tag anbrach, sah
Hoffmeyer u. Hering. Lehrbuch f. d. Geschichtsunt. I.teil. 10. Aufl. g