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1. Die neuere Zeit - S. 76

1872 - Coblenz : Baedeker
76 Ludwig’s Xiv. Selbstregierung. Colbert. §. 16. В. Frankreichs Uebergewicht in Europa während Ludwig’s Xiv. Selbstregierung, 1661 —1715. Ludwig’s Streben war zunächst auf unbeschränkte Selbst- herrschaft im Innern gerichtet. Er regierte 54 J. ohne Reichs- stände, wies jede Einmischung des Parlaments in Regierungs- angelegenheiten entschieden zurück, liess die wichtigsten Aemter (Premier-Minister, Connétable, Grossadmiral) unbesetzt, oder theilte die mit ihnen verbundene Gewalt unter mehrere Personen, meistens fügsame Werkzeuge seines Despotismus. Um das Königthum mit dem seiner Bedeutung entsprechenden Glanze zu umgeben und um seine Neigung zu prachtvollen Festen und grossartigen Unternehmungen, sowohl kriegerischen (zur Befesti- gung der noch ungünstigen Grenzen), als friedlichen (Ausbau der Schlösser zu Versailles und Marly, Verschönerung von Paris), zu befriedigen, bedurfte er vor Allem reicher Geldmittel. Daher ernannte er den von Mazarin empfohlenen Colbert zum General- controleur der Finanzen, welcher in der ersten Hälfte seiner 22jährigen Verwaltung (1661 —1683) an Einfluss und Macht fast unbeschränkt war, wiewohl er dies dem auf Selbstregierung sehr eifersüchtigen Könige sorgfältig verbarg. Alle wichtigen Massregeln in der Verwaltung und Gesetzgebung gingen von ihm aus. Seit dem Beginn des Krieges gegen Holland (1672) gewann der Kriegsminister L ou vois (1669—1691) grossen Einfluss auf alle inneren wie auf die auswärtigen Angelegenheiten, welcher nach dem Tode seines Nebenbuhlers (1683) noch bedeutend stieg. Colbert fand den Staatsschatz leer, die Einnahmen der zwei nächsten Jahre bereits ausgegeben oder verpfändet und eine solche Noth in allen Provinzen, dass eine Vermehrung der Auflagen un- möglich war. Er begann die Reform des Finanzwesens theils durch Beseitigung zahlreicher Missbrauche, theils durch Eröffnung neuer Einnahmequellen. Den Handel wusste er zu beleben durch Gründung von Handelsgesellschaften, Bau von Strassen und Canälen (canal du midi). Sein Mercantilsystem (mit sehr hohen Schutz- zöllen) hatte zwar eine Erweiterung der Industrie, aber auch einen sehr nachtheiligen Einfluss auf andere Erwerbszweige (namentlich den Acker- und Weinbau) zur Folge. Zugleich regte er bei dem Könige den Gedanken an, den Ruhm eines Beschützers der Künste und Wissenschaften zu verdienen und auch dadurch das Ueber- gewicht Frankreichs in Europa zu begründen: die königliche Akademie der Inschriften und Denkmünzen, die der Wissenschaften und die
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