1872 -
Coblenz
: Baedeker
- Autor: Pütz, Wilhelm, Cremans, Hubert
- Auflagennummer (WdK): 12
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
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Karl Vi. Türkenkrieg. §. 22.
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(die verweigerte Auslieferung flüchtiger Montenegriner) benutzten,
um den Venetianern die im Carlowitzer Frieden abgetretene Halb-
insel Morea wieder zu entreissen. Da der Kaiser Karl Vi. sich
zum Schutze Venedigs rüstete, so erklärten sie auch diesem den
Krieg. Eugen bewährte sein Feldherrntalent von Neuem auf die
glänzendste Weise; er schlug die Osmanen trotz ihrer bedeu-
tenden Uebermacht bei Peterwardein (1716) so vollständig,
dass sie ihren Grossvezier, ihr Lager und alles Geschütz ver-
loren. Darauf eroberte er die für uneinnehmbar gehaltene Festung
Temeswar und den Banat. Im J. 1717 ging er unterhalb Belgrad
auf das rechte Donauufer, um Belgrad auf eine bis dahin un-
gewohnte Weise zu belagern, und gewann über das vom Gross-
vezier herbeigeführte türkische Entsatzheer einen eben so glän-
zenden Sieg wie im vorigen Jahre, worauf die wichtige Festung
capitulirte. Der Kaiser, dessen italienische Besitzungen damals
von Spanien angegriffen wurden (s. unten), begnügte sich im
Frieden zu Passarowitz (1718) mit dem Banat, einem Theile
von Serbien und der westlichen Walachei (bis zur Alt oder
Aluta).
Die Venetianer erhielten von Morea nur die Insel Cerigo zurück,
blieben aber im Besitz einiger Städte in der Herzegowina, Dalmatien
und Albanien, welche sie während des Krieges erobert hatten.
2) Die Quadrupelallianz (1718). Zwischen den beiden
Hauptprätendenten der spanischen Thronfolge war noch immer kein
Vergleich zu Stande gekommen: Karl Vi. wollte Philipp V. noch
nicht als König von Spanien anerkennen, andererseits entwarf der
spanische Minister Cardinal Alberoni den Plan, die italienischen
Ncbenländer wieder an die spanische Krone zu bringen, und liess,
während der Kaiser noch mit dem Türkenkriege beschäftigt warr
Sardinien und Sicilien besetzen. Da Philipp V. auch nach der
französischen Krone strebte, so wurde Frankreich vom spanischen
Interesse getrennt und schloss mit Grossbritannien und dem Kaiser,
unter Voraussetzung des (später erfolgenden) Beitritts Hollands, die
Quadrupelallianz zur Aufrechthaltung des Utrechter
Friedens. Die Verbündeten nöthigten Philipp V. durch einen
kurzen Krieg (in Sicilien und Spanien), nach Entlassung Alberoni’s,
Sicilien und Sardinien zu räumen und für seine Anerkennung von
Seiten des Kaisers auf die spanischen Nebenländer zu verzichten.
Savoyen, welches auf Philipp’s Seite getreten war,' musste dem Kaiser
Sicilien für Sardinien herausgeben. Seitdem nahm der Herzog von
Savoyen den Titel ^König von Sardinien“ an.