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1. Die neuere Zeit - S. 276

1872 - Coblenz : Baedeker
276 Deutsche Litteratur. §. 65. die patriotische, die antike und die christliche), theils erneuerte er die Volksdichtung (Gottfr. Aug. Bürger in seinen volkstümlichen Liedern und Balladen), theils gab er der Sprache und Verskunst eine bedeutende Entwickelung, wie namentlich Joh. Heinr. Voss (f 1826), der die eigent- liche Seele des Bundes war, weniger durch eigene Dichtungen (Idyllen), als dureh Uehersetzungen griechischer und römischer Dichter. Die höchste Blüte erlebte unsere Nationallitteratur in Weimar, wo durch das Zusammentreffen von Wieland, Herder, Goethe, Schiller u. A. ein Wetteifer der talentvollsten Männer in vollendeten dichte- rischen Productionen entstand, zu deren Ausführung sie sich gegen- seitig über die höchsten Forderungen der Kunst aufklärten. Joh. Wolfgang Goethe (1749—1832) verband schon in seinen Jugendliedern und Jügenddramen (Götz u. s. w.) Naturwahrheit und Volksthümlichkeit mit kunstgerechter Gestaltung. Seit seinem ersten Aufenthalte in Italien tritt das Streben nach classischer Idealität entschieden _hervor in den daselbst umgearbeiteten Dramen (Egmont, Iphigenie, Tasso). Eine von Schiller an Goethe ergan- gene Einladung, sich als Mitarbeiter an der Monatsschrift „die Horen" zu betheiligen, brachte eine so nahe Verbindung der beiden grössten (deutschen) Dichter zu Wege, wie keine andere Litteratur aufzuweisen hat. Ihre wiedererwachte poetische Production war eine so gemein- schaftliche, dass in den Xenien die beiderseitigen Beiträge unge- schieden blieben. Gleichzeitig schufen Beide die schönsten Balladen und Bomanzen, worauf Schiller zum Drama zurückkehrte, während Goethe zur epischen Dichtung überging, theils in ungebundener Rede (Wilhelm Meister), theils in gebundener (Hermann und Dorothea). Nach Schiller’s Tode wurde diese epische Richtung mit den Wahl- verwandtschaften abgeschlosseu, der Faust fortgesetzt, und mit dem Eintritte in’s Greisenalter die Darstellung des eigenen früheren Lebens (Aus meinem Lehen Dichtung und Wahrheit) unternommen, da- zwischen naturhistorische Arbeiten versucht, orientalische Dichtungen übersetzt und nachgeahmt (Westöstlicher Divan), und kurz vor des Dichters Tode kam der Faust zum Abschlüsse. Friedr. Schiller (1759—1805) begann seine dichterische Laufbahn unter sehr ungünstigen äussern Verhältnissen ebenfalls mit der Lyrik und dem Drama, aber sowohl die lyrischen Gedichte dieser „Sturm- und Drangperiode", als die Dramen aus derselben (die Bäuher, Fiesjco, Kabale und Liehe, Don Carlos) bekunden eine erregte Leidenschaftlichkeit und ein Ueberströmen des Freiheits- Enthusiasmus, nicht ohne rhetorische Färbung der Sprache. Dann folgte eine ruhigere Zeit geschichtlicher und philosophischer Studien (Geschichte des Abfalls der Niederlande und des dreissigjährigen Krieges, und eine Reihe pliilosophisch-aesthetischer Abhandlungen), bis die nähere Verbindung mit Goethe den in Beiden zurückgedräng-
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