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1. Neue, speciell preußische Geschichte - S. 95

1881 - Hannover : Helwing
Zwei auerdeutsche Staateumwitlzungen. 95 verhat waren auch die Haftbriefe, deren sich nicht nur die Minister, fondem sogar Gnstlinge und Unterbeamte des Hofes bedienten und durch welche jedermann ohne Verhr und Gericht in Haft gebracht werden konnte. Die Vorrechte der hheren Stnde zeigten sich auch in ueren Dingen. So nahm die knigliche Familie beim Genu des Abendmahls eine fr sie eigens zubereite Oblate; den grflichen Domherren in Lyon war es auf ihre Bitte gestattet, bei der Messe zum Unterschied von dem gemeinen Haufen" nicht knieen zu brauchen: die adeligen Stiftsdamen zu Verdun durften der Prozession in der Kirche unbedeckten Hauptes beiwohnen, während die brigen Frauen sich bedecken muten. Um diese Zeit traten in Frankreich leichtsinnige Schriftsteller, z. B. Voltaire und Rousseau (spr. Russo), auf, welche die christliche Religion angriffen und verspotteten. Besonders drangen ihre, in glnzenden, geschmackvollen Worten geschriebenen Werke in die Kreise der gebildeten Stnde, bei denen es bald zur Gewohnheit wurde, Gott und das gttliche Wort zu verachten und zu verspotten. Zugleich wurde von jenen auch der Staat mit seinen Einrichtungen aufs heftigste angegriffen. So stand es in Frankreich zur Zeit des nordamerikanischen Freiheitskrieges. Auch viele Franzosen hatten an demselben teilgenommen und die Republick der vereinigten Staaten begrnden helfen. Als sie nach Frankreich zurckkehrten, verbreiteten sie auch hier die Grundstze der Gleichheit aller Staatsbrger und der Selbstbestimmung des Volks, die in Frankreich lauten Beifall fanden. b. Die Nationalversammlung. Im Jahre 1774 bestieg der zwanzigjhrige König Ludwig Xvi. den Thron Frankreichs. Er selbst sowohl, als auch seine Gemahlin Marie Antoinette, die Tochter Maria Theresias, waren wohlwollend und sittenrein; aber sie vermochten weder der Not ihrer Unterthanen zu wehren, noch der Verschwendung des Hofes zu steuern. Um der Geldverlegenheit abzuhelfen und die Steuerlast gleichmiger zu verteilen, berief der König auf den Rat seines Finanzministers Necker im Jahre 1789 die Reichsstnde, 1789 welche seit 175 Jahren nicht mehr getagt hatten, nach Versailles. Vom Adel kamen 300 Abgeordnete und eben so viele von der Geistlichkeit, vom Bgerstande dagegen 600. Alle erschienen in der, bereits 200 Jahre frher vorgeschriebenen Tracht: die Anzge des Adels strotzten von Gold, die Brger trugen schwarze Kleidung und weie Halsbinden. Vor jenen wurden beide Threu des Sitzungssaales, vor diesen nur eine Thr geffnet. Adel und Geistlichkeit verlangten, da, wie in alter Zeit, jeder Stand fr sich berate und eine Stimme bilde. Dagegen protestierte der dritte Stand, weil er dadurch stets berstimmt werden knne; die Brger wiesen darauf hin, da durch sie 96 Procent der Nation vertreten wrden, während nur 4 Procent der Bevlkerung dem Adel und der Geistlichkeit angehrten; sie verlangten, da nach Kpfen abgestimmt werden solle. Als die beiden oberen Stnde hierauf nicht eingehen wollten, trennte sich der dritte Stand von ihnen und bildetete die verfassunggebende Nationalversammlung; er schwur,
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