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1. Geschichte des Mittelalters und der Neuzeit bis 1648 - S. 36

1898 - Breslau : Hirt
36 Geschichte des Mittelalters. Erste Periode. als die Hauptmasse dieses Volkes nach Spanien zog; einzelne suevische und gotische Scharen waren bei fast jeder Wanderung beteiligt; eine bunt zusammengesetzte Sldnerschar fhrte Radagais der die Alpen. Alle Germanen wurden brigens zu einem groen Volke vereinigt durch das Band der Sprache, die es ermglichte, da deutsche Snger in Karthago, Ravenna, Paris und im Innern Deutschlands verstanden wurden. Gesandtschaften, Boten gingen von einem Knigshofe zum andern; Geschenke wurden ausgewechselt, Ehen untereinander geschlossen. Aus diesem Wechselverkehr entstand das Heldenlied, dessen Hintergrund die groen Thaten der Vlkerwanderung waren: es singt von Ermanrich, dem Gotenknig, Dietrich von Bern und seinem treuen Ritter Hildebrand, von Etzel und den Bnrgnndenknigen, von dem unbertroffenen Helden Sieg-fried, der liebreizenden Chriemhilde und der treuen Gudrun. In den neuen Gebieten standen die germanischen Stmme smtlich unter Knigen, deren Macht immer unbeschrnkter wurde. Von den eroberten Gebieten hatten sie sich ein Drittel, fters auch zwei Drittel abtreten lassen und an ihre Groen verteilt, so da aus den deutschen Kriegern im fremden Lande groe Grundbesitzer geworden waren. Die heimatlichen Herzge und Groen standen während der Wanderungen unter den Knigen als deren Offiziere, und nachdem sich das Heer siegend in der Fremde eingerichtet hatte, wurde aus den letzteren der Dienst- oder Hofadel des Knigs, während der alte Erbadel der Heimat unterging. Das lange Kriegs- und Wanderleben hatte auf Sitten und Charakter der germanischen Stmme verderblich eingewirkt. Die Heimat mit ihren Erinnerungen und Heiligtmern wurde vergessen; der kriegerische Sinn artete vielfach in Wildheit und Roheit aus. Dies zeigen die Gesetze jener wilden Zeit, die sich besonders gegen Mord. Verletzungen, Ver-stmmelungen und Verwundungen richten. In Kleidung, Waffen und Wohnung richteten sich die Sieger nach den Besiegten, den Welschen"; bald gaben sie auch ihre Sprache auf; einzelne Stmme schrieben schon int fnften Jahrhundert ihre eigenen Gesetze in lateinischer Sprache nieder. Die unterworfene welsche Bevlkerung bildete auf dem Lande die Mehrzahl, die Städte blieben derselben fast ausschlielich berlassen. Wie die Deutschen nach eigenem Stammesrecht richteten, so wurde auch den Rmern ihr Recht nicht genommen. Trotz ihres Lnderverlustes hatten die letzteren sich der die Germanen nicht zu beklagen; denn nach dem ersten gewaltsamen Einbruch erwiesen diese sich als milde Herren, die ihre neuen Unterthanen von der Willkr und dem Steuerdruck der r-mischen Beamten befreiten. Eine nhere Verbindung beider Völker vollzog sich, wenn berhaupt, nur auf Kosten der germanischen Art. Sie diente dazu, der verdorbenen alten Welt neue Lebenskraft zuzufhren und neu-
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