1883 -
Hannover
: Helwing
- Autor: Hoffmeyer, Ludwig, Hering, Wilhelm
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch, Hilfsbuch
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten, Volksschule, Präparandenschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten, Lehrerbildungsanstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Lehrerbildungseinrichtungen
- Schulformen (OPAC): Präparandenanstalt, Mittelschule, Volksschule
- Inhalt: Zeit: Mittelalter, Neuzeit
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Mittlere Geschichte.
auf meinen Landgütern fall gut gehalten werden. Wenn einer etwas veruntreut, soll
er es erstatten und die ihm gebührenden Schläge erhalten. Aus jedem Gute soll
ein Mann sein, dem die ausschließliche Wartung und Pflege der Bienen obliegt.
Mit den Gegenständen, bei denen die Arbeit der Hände nötig ist, muß durchaus
reinlich verfahren werden. Dahin gehören: Speck, Rauchfleisch, Maulbeerwein, ein-
gekochte Beeren, Sens, Käse, Butter, Bier, Met, Honig. — Jeder Gärtner soll Haus-
lauch auf seinem Dache haben." (Lernxervivuui tsetoruin, Donnerkraut, sollte gegen
Blitz schützen.) „Bon Äpfeln sollen verschiedene da sein, süße und saure, sowohl solche,
welche sich den Winter halten, als solche, welche bald gegessen werden müssen."
Seine Gutsverwalter mußten zu Weihnachten ein genaues Verzeichnis über die
auf dem Gute vorhandenen Gegenstände einreichen, am Palmsonntage Rechnung legen
und die ersparten Gelder abliefern. Er selbst prüfte die Rechnungen, in die auch die
kleinsten verkauften Gegenstände, jedes verkaufte Ei, eingetragen sein mußten; er ließ
sich alle Bauanschläge vorlegen und ordnete alle bedeutenderen Verbesserungen selbst an.
i. Karls Persönlichkeit. Über Karls Persönlichkeit haben
wir durch Einhard die genauesten Nachrichten erhalten. Er war von
großem, starkem Körperbau; seine Länge betrug 7 seiner Füße. Er
hatte große, feurige Augen, ein freundliches Gesicht; den Zornesblick
seiner Augen aber vermochte niemand zu ertragen. Er schritt fest einher,
seine ganze Gestalt zeichnete sich durch ungemeine Würde aus. Seine
Stimme war hell und seiner Körpergröße wenig entsprechend. Er er-
freute sich einer guten Gesundheit, so daß er nur vier Jahre vor seinem
Tode häufig an' Fiebern litt und zuletzt auch mit einem Fuße hinkte.
Seine Kraft war so gewaltig, daß er einst einen Saracenen (d. i. Mor-
genländer, insbesondere Muh'amedaner) mit einem Hiebe spaltete und Huf-
eisen zerbrechen konnte. Er ritt und jagte gern und oft; im Schwimmen
übertraf ihn keiner. Seine Kleidung war die fränkische.
Auf dem Leibe trug Karl ein leinenes Hemde, das seine Töchter selbst gesponnen
und gewebt hatten, ein leinenes Wams und leinene Beinkleider, darüber einen Rock
mit seidener Einfassung. Die Beine gürtete er mit Binden; an den Füßen trug
er Strümpfe und Schuhe. Brust und Schultern schützte er im Winter durch einen
Rock von Fischotter- und Marderfellen, und darüber trug er einen venetianischen
Mantel. — Stets hatte der Kaiser sein Schwert an der Seite, das einen goldenen oder
silbernen^Knopf und eben solches Wehrgehänge hatte; bei feierlichen Veranlassungen,
oder wenn fremde Gesandte am Hofe waren, bediente er sich eines mit Edelsteinen
besetzten Schwertes. Dann trug er auch ein golddurchwirktcs Kleid und mit Edel-
steinen besetzte Schuhe und Krone. Für gewöhnlich unterschied sich seine Kleidung
von der eines seiner Unterthanen nicht. Ausländische Kleidung haßte er; nur zweimal
legte er auf Bitten der Päpste die lange römische Tracht an. Als seine Franken in
Italien an einem kalten Regentage wie Papageien geschmückt zur Jagd kamen —
es war kurz zuvor ein Händler mit kostbaren Gewändern aus Venedig eingetroffen —
führte er sie im einfachen Schafpelz während eines tollen Unwetters durch Dornen
und Walddickicht, wobei den Höflingen die dünnen Kleider wie Lappen zerrissen und im
Wasser kläglich zusammenschrumpften, und dann befahl er, daß jeder am nächsten
Tage in demselben Rock wieder vor ihm erscheine; da nun alle aussahen wie Vogel-
scheuchen, ließ er seinen Schafpelz hereinbringen, zeigte ihnen, wie weiß und ganz
die Hülle sei, welche er an jenem Tage getragen hatte, und hielt ihnen eine
Strafrede.
In Speise und Trank war Karl mäßig. Meistens gab es an seiner
Tafel nur vier Gerichte; an Festtagen sah er gern viele Menschen um
sich, dann wurde reichlicher ausgetragen. Am liebsten aß er Braten,
den die Jäger am Spieße braten und auftragen mußten. Während der