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1. Mittlere und neue Geschichte bis 1648 - S. 28

1883 - Hannover : Helwing
28 Mittlere Geschichte. war um so edler, weil Heinrich, Otto des Erlauchten Sohn, den König Konrad einst in einer schweren Schlacht besiegt hatte. Eberhard that, wie ihm der königliche Bruder riet, und noch jetzt zeigt man in Quedlinburg die Stelle, wo der Sachsenherzog beim Vogelsang i die fränkischen Großen mit ihrer Botschaft empfangen haben soll. Zu Fritzlar wurde hierauf Heinrich, ein Mann voll rüstiger Kraft, als König ausge- rufen. Da trat der Erzbischof von Mainz herzu, ihn zu salben; aber der neue König sprach: „Es ist mir genug, daß ich aus meinem Volke zuerst zur königlichen Würde gelangt bin; euer Salböl hebt für Würdigere auf, für mich ist diese Ehre zu groß." Doch nannte er sich „König von Gottes Gnaden." Anfangs wurde Heinrich nur von den Franken und Sachsen anerkannt, durch Klugheit gewann er aber auch die Schwaben, Bayern und Lothringer. b. Die Magyaren; Heinrich als Städtegründer. In der ersten Zeit seiner Regierung hatte Heinrich zum Glück Rühe vor äußeren Feinden, namentlich vor den Magyaren. Diese gefährlichen Nachbarn hatten seit dem Jahre 902 Deutschland beständig beunruhigt. Gräßliches wurde von ihnen erzählt: sie sollen das Fleisch der Erschlagenen verzehrt, ihr Blut getrunken, Menschen gebraten haben. In Gestalt und Sitte waren sie den Hunnen ähnlich: gelb von Farbe, die Nase platt, die Augen klein und geschlitzt, dem Ackerbau fremd, bekleidet mit Pelzen. Auch waren sie sehr geschickte Reiter und ergossen sich in unermeßlichen Schwärmen über das deutsche Land. Ums Jahr 924 brachen sie mit erneuter Wut über das noch schwache Reich herein. Alles, was sie antrafen, wurde verwüstet. Die Kirchen und Klöster, die Wohnungen des armen Landmannes wurden verbrannt; alt und jung, Mann und Weib wurde erwürgt; an den Rauchwolken und dem Feuerscheine am Himmel konnte man die Straße verfolgen, welche die furchtbaren Feinde zogen. Die Deutschen flüchteten sich vor ihnen in das Dickicht der Wälder, auf die Spitzen der Berge und in verborgene Höhlen. Auch Heinrich mußte vor ihnen in seiner Pfalz Werla hinter den Sümpfen der Ocker Schutz suchen. Einst gelang es einem sächsischen Heerhaufen, einen Magyarenfürsten gefangen zu nehmen und gefesselt vor Heinrich zu führen. Die Ungarn gelobten ein hohes Lösegeld; aber Heinrich verlangte und erhielt einen 9 jährigen Waffenstillstand; während dieser Zeit wollte er alljährlich einen Tribut zahlen. Diese 9 Jahre benutzte Heinrich, Deutschland gegen die Einfälle der wilden Feinde wehrbar zu machen. Am besten konnte er ihre Reiter- angriffe durch feste Plätze abweisen. Solche fehlten aber noch fast ganz im innern Deutschland. Auch die Städte der Römer am Rheine und an der Donau waren seit der Völkerwanderung und den Magyaren- kriegen fast verfallen. Die Sachsen wohnten nach uralter Sitte auf ein- zelnen Höfen, höchstens in offenen Dörfern. Nur die königlichen Pfalzen und Bischofssitze waren notdürftig geschützt. Heinrich ließ an der Ost- grenze Sachsens und Thüringens Burgen anlegen, um welche sich bald mit Wall und Mauer geschützte Ortschaften erhoben. Tag und Nacht war man mit der Erbauung derselben beschäftigt, und alle Anwohner wurden zum Mitbauen gezwungen. Die Märkte, Gerichte und Volks- versammlungen legte Heinrich ebenfalls in die Städte. So entstanden Quedlinburg, Merseburg und Meißen. Heinrich heißt also mit Recht der Stadtegründer. Aber die Deutschen liebten es nicht, in diese „Städte" zu ziehen; sie sagten: „Die Städte sind nichts als 1 1 Davon hieß Heinrich auch der „Vogelsteller" und der „Finkler."
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