1883 -
Hannover
: Helwing
- Autor: Hoffmeyer, Ludwig, Hering, Wilhelm
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch, Hilfsbuch
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten, Volksschule, Präparandenschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten, Lehrerbildungsanstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Lehrerbildungseinrichtungen
- Schulformen (OPAC): Präparandenanstalt, Mittelschule, Volksschule
- Inhalt: Zeit: Mittelalter, Neuzeit
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Mittlere Geschich te.
seinen eigenen Lothringern verlassen. Schwaben erhielt der Gemahl von
Ottos Nichte. „Unerschütterlich blieb der König mitten in den Gefahren
und vergaß nie. daß er ein Herr und König von Gottes Gnaden sei."
k. Schlacht auf dem Lechfelde. Den innern Kampf hatten die
Ungarn zu einem neuen Einfall in Süddeutschland benutzt. Otto war
in Sachsen, als ungarische Gesandte vor ihm erschienen. Sie gaben vor.
dem Könige ihre Ergebenheit bezeugen zu wollen, thatsächlich aber wollten
sie spähen, wie es im deutschen Lande stände. Als Otto sie eben mit
reichen Geschenken entlassen hatte, kamen Boten vonr Herzog Heinrich von
Bayern mit der Kunde: die Ungarn sind da! Durch Ostreich waren
sie gekommen und wälzten sich, 100 000 an der Zahl, in Bayern
hinein. Nichts, sagten sie, werde sie in ihrem Siegeszuge aufhalten;
es müßte denn der Himmel über sie zusammenstürzen oder die Erde sich
austhun, sie zu verschlingen. Ihre Rosse sollten die deutschen Flüsse und
Seeen austrinken und mit ihren Hufen die Städte zerstampfen. Ehe
Otto herbeieilen konnte, hatten sie das Land mit Feuer und Schwert
verwüstet und waren bis Augsburg vorgedrungen. Otto eilte der
bedrängten Stadt zu Hülfe und schlug in der Schlacht aus dem
955 Lechfelde die Ungarn so gewaltig aufs Haupt, daß von jetzt ab ihre
Macht vollständig gebrochen war.
Wohl war Augsburg groß und zahlreich bevölkert, aber es fehlten der Stadt die
festen Türme; sie war nur von einer niedrigen Mauer umgeben. Dennoch beschloß
Bischof Ulrich, bis zur Ankunft Ottos die Stadt zu verteidigen. Er wagte sogar
mit feinen Rittern einen Ausfall. Im bischöflichen Kleide ritt er durch das Schlacht-
getümmel; er war ohne Helm und Panzer, aber es widerfuhr ihm nichts, obwohl es
Steine und Pfeile rings um ihn regnete. Als viele der Ungarn erschlagen wurden,
erhoben sie ein wildes Geheul und ritten in ihr Lager zurück. Aber Ulrich wußte,
daß sie am folgenden Tage wieder angreifen wollten. Eiligst ließ er zuerst die Mauern
ausbessern. Dann mußten die Nonnen mit Gebeten und Gesängen durch die Stadt
gehen und Gottes Beistand anrufen. Er selbst betete die ganze Nacht. Am Morgen
hielt er ein feierliches Hochamt und stärkte die Seinen durch das heil. Abendmahl.
Daraus rückten die Ungarn von allen Seiten gegen die Stadt; als sie aber die
Mauern wohl besetzt fanden, wagten sie sich nicht heran. Da erscholl plötzlich, ehe
es noch zum Sturm kam, ein Trompetenstoß, und in hellen Haufen zogen die Ungarn
von der Stadt ab. Ihr König hatte die Kunde erhalten. König Otto komme heran.
Diesen wollte er zuerst schlagen und hernach Augsburg nehmen.
Otto lagerte sich auf der linken Seite des Lechs bei Augsburg, nahe
dem Lager der Feinde. Aus acht Zügen bestand das Heer: an der Spitze
waren drei Züge Bayern, deren Herzog an einer schweren Krankheit dar-
niederlag, an welcher er noch in demselben Jahre starb; dann kam ein
Zug Franken unter Konrad; den Kern des Heeres bildete die fünfte
Schar unter Otto selbst, mit dem Banner des Erzengels Michael; dann
folgten zwei Züge Schwaben und endlich als Nachhut die Böhmen.
Jeder Zug bestand aus etwa 1000 wohlgerüsteten Reitern, denen Diener
und Troßknechte in großer Zahl folgten. Nur wenige Sachsen waren bei
dem Heere; sie durften wegen eines drohenden Wendenkrieges ihr Land
nicht verlassen. Bald konnte Otto den ungestümen Mut seiner Krieger
nicht länger bändigen. Daher ließ er einen Buß- und Bettag im Lager
verkündigen und stärkte sich und das Heer am Morgen der Schlacht