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1. Mittlere und neue Geschichte bis 1648 - S. 53

1883 - Hannover : Helwing
Die Kreuzzüge. 53 e. Zug des ersten Kreuzheeres über Konstantinopel, Nicäa und Antiochien. Das eigentliche Kreuzheer brach erst Mitte August 1096 auf. Berühmte Helden standen an der Spitze desselben; der edelste unter ihnen war Gottfried von Bouillon, Herzog von Niederlothringen.1 Er hatte tapfer für Heinrich Iv. gefochten; in der Schlacht bei Mölsen soll er — damals noch ein Jüngling — den tödlichen Schlag auf den Gegenkönig Rudolf geführt haben. Zum Lohne für seine treuen Dienste hatte er das Herzogtum Niederlothringen erhalten. Jetzt stand er in der Blüte der Kraft und war nach Leib und Seele ein treffliches Vorbild für jeden Ritter. Er führte ein Heer von 90 000 Mann; in der besten Ordnung zogen ste durch Deutschland, Ungarn und gelangten glücklich bis vor Konstantinopel. Hier vereinigten sie sich mit den anderen Heeren, die teils zu Lande, teils zur See aus Nord- und Südfrankreich und aus Süditalien dorthin gekommen waren. Das ganze Heer betrug etwa 400 000 Streiter, mit Weibern, Kindern und Knechten aber wohl 600 000 Köpfe. Eine einheitliche Leitung fehlte, jeder Fürst führte seine Schar. Der griechische Kaiser Alexius geriet in Besorgnis vor einem so gewaltigen Heere. Er forderte von den Führern den Lehnseid für alle im Morgenlande zu erobernden Ländergebiete. Gottftied und die meisten übrigen Führer leisteten ihn, nur Raimund von Toulouse und Tan- kred (aus Süditalien) nicht; sie versprachen nur, nichts gegen das Leben und die Ehre des griechischen Kaisers unternehmen zu wollen. Nun wurden sie nach Kleinasien übergesetzt. Am 5. Mai 1091 langten sie vor Nicäa 2 an. Ein Heer der Seldschucken ward in die Flucht geschlagen und die Stadt selbst belagert. Nach sieben Wochen war die Stadt der Übergabe nahe; da schlichen sich Griechen, welche sich bei dem Heere befanden, in die Stadt und beredeten die Einwohner, durch Auspflanzen der griechischen Fahne sich für Unterthanen ihres Kaisers zu erklären. Es geschah, und mit Staunen und Wut sahen die Kreuzfahrer am anderen Morgen, daß ihnen ihre nächste Hoffnung zerstört war. Tausende waren vor der Stadt gefallen, es gebrach an Nahrung, und nun sollten sie weiterziehen, ohne sich in der Stadt ausgeruht und erquickt zu haben. Nur Gottfrieds ernster Hinweis auf den geleisteten Eid vermochte sie, von einem Sturme abzustehen. Das nächste Ziel war Antiochien. ^ Aber welche Mühsal gab es auf diesem Wege zu ertragen! Unter den glühenden Sonnenstrahlen erstickten die Eisenmänner fast in ihren Panzern; der Wege unkundig, waren ste oft tagelang ohne einen Trunk Wasser. Die Straße war mit verschmachteten Menschen und Rossen besäet. Dazu brach noch ein Streit aus zwischen Tankred und Gottfrieds Bruder Balduin, infolgedessen letzterer sich vom Hauptheere trennte. Er wandte sich nach Osten gegen den Euphrat und gründete in dem von ihm eroberten Edessa^ das erste christliche Reich im Morgenlande. Das übrige Heer erreichte endlich Antiochien. Aber die Zahl der Kreuzfahrer hatte sich schon bedeutend verringert, von 100 000 Pferden waren noch 2000 übrig; im Lager herrschte Hunger, so daß die ekel- * * Stadt Bouillon, spr. Bujong, im belgischen Luxemburg. 2 Nicäa, östlich vom Marmarameere. » Antiochien, Stadt im nördlichen Syrien. < Edesssa, Stadt in Nord-Mesopotamien.
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