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1. Mittlere und neue Geschichte bis 1648 - S. 61

1883 - Hannover : Helwing
Die Hohenstaufen. 61 durchnäßt, so daß Krankheiten viele Krieger dahinrafften. Sieben Monate belagerte Friedrich die Stadt vergeblich; da kam die Nachricht, ein großes lombardisches Heer sei im Anzuge. In größter Eile verbrannte der Kaiser sein Lager und hob die Belagerung auf. Er griff zu seiner letzten Stütze, indem er Heinrich den Löwen aus Deutschland zu sich rief. Freilich kam Heinrich nach Chiavenna (spr. Kjawenna) nördlich vom Comosee, aber ohne Heer. Zwischen den bisherigen Freunden war dadurch eine Mißstimmung entstanden, daß Friedrich dem verschwenderischen, kinderlosen Oheim Heinrichs seine Erbgüter in Bayern und Schwaben abgekauft hatte, die sonst durch Erbschaft hätten an Heinrich fallen müssen. Auch glaubte dieser, besonders in Rücksicht auf seine slavischen Besitzungen, nicht lange aus Deutschland fern bleiben zu dürfen. Er gab vor, er sei durch die vielen Feldzüge an Kräften erschöpft, und versicherte, gern mit Gold und Silber zur Bildung eines neuen Heeres behülslich sein zu wollen. Darauf erwiderte der Kaiser: „Der Herr des Himmels hat dich über alle Fürsten erhöhet, die ganze Stärke des Reichs beruht auf dir; so ist es billig, daß du dich an die Spitze stellest, damit das Reich sich wieder kräftig erhebe. Nie habe ich dir einen Wunsch abgeschlagen und war stets bereit, dich in allen deinen Ehren und Würden zu fördern. Und nun willst du mich verlassen, wo die Ehre der Deutschen, der Ruhm deines Kaisers und der Preis meines ganzen Lebens auf dem Spiele steht?" Aber der stolze Löwe blieb ungerührt. Da, so wird erzählt, warf sich ihm der Kaiser zu Füßen und umfaßte Heinrichs Kniee. Als auch dies seinen Sinn nicht beugte, trat die Kaiserin herzu und sprach: „Lieber Herr und Gemahl, stehet auf! Gott wird euch Hülfe leisten, wenn Ihr einst dieses Tages und dieses Hochmuts gedenkt." Der Kaiser erhob sich; Heinrich ritt stolz nach Deutschland zurück. So mußte Friedrich dem Feinde allein entgegentreten. In dieser, den Lombarden günstigen Zeit lieferten sie die entscheidende Schlacht bei Legnano (spr. Lenjano, Flecken zwischen Mailand und dem Comosee). 117g Wieder hatten sie sich um das Carroccio geschart; 900 Reiter, „die Schar des Todes", standen zum Schutze desselben bereit. Das ganze italienische Heer war mit einem Graben umgeben, um jede Flucht unmöglich zu machen. Anfangs schien sich der Sieg auf die Seite der Deutschen zu neigen; der Kaiser drängte auf die Mitte, um das Carroccio zu gewinnen. Schon rissen die Deutschen die Feldzeichen herunter, und die Italiener wichen; da stürmte die Todesschar noch einmal vor, das Roß des Kaisers ward erstochen, seine Fahne genommen. Da erscholl der Ruf: „Der Kaiser ist tot!" und Schrecken und Verwirrung folgten. Die Deutschen gaben jeden Widerstand auf und erlitten eine gänzliche Niederlage. Allgemein galt der Kaiser für tot. Schon legte seine Gemahlin Witwenkleider an, als er am vierten Tage in Pavia wieder zu den Seinen kam. Hierauf begehrte er den Frieden und knüpfte mit seinem Feinde, dem Papste Alexander, Unterhandlungen an. Auch dieser war bereit, den Kampf zu beendigen. In Venedig kamen beide zu einer Unterredung zusammen. Auf reichverzierten Schiffen fuhr der Kaiser mit seinen Großen nach der Stadt. Vor der Markuskirche erwartete ihn Alexander im päpstlichen Schmuck. Friedrich warf sich vor Alexander nieder, ihm die Füße zu küssen; dieser aber empstng ihn mit offenen Armen und gab ihm den Friedenskuß. Dann führte er ihn in die Kirche, gab ihm vor dem Altare seinen Segen und nahm den Bann von ihm. Auch mit den lombardischen Städten vermittelte Alexander einen sechs-
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