1883 -
Hannover
: Helwing
- Autor: Hoffmeyer, Ludwig, Hering, Wilhelm
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch, Hilfsbuch
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten, Volksschule, Präparandenschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten, Lehrerbildungsanstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Lehrerbildungseinrichtungen
- Schulformen (OPAC): Präparandenanstalt, Mittelschule, Volksschule
- Inhalt: Zeit: Mittelalter, Neuzeit
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Mittlere Geschichte.
fanden. Da die Bruder dieses Ordens später Johannes den Täufer zu
ihrem Patron (Schutzherr) erwählten, hießen sie Johanniter; sie selbst
nannten sich Hospitalbrüder des heiligen Johannes von Jerusalem. Sie
widmeten sich der Kranken- und Armenpflege mit solchem Eifer, daß
ihnen Fürsten und Könige, auch Gottfried von Bomllon, reiche Schen-
kungen an Grundstücken'zuwandten. Der zweite Vorsteher des Ordens
gab demselben eine festere Regel, nahm selber den Titel Ordens meistert
an und teilte die Brüder in drei Klassen: in Ritter, welche die Pilger
geleiteten und gegen die Ungläubigen schützten; in Geistliche, welche
den Gottesdienst besorgten, und in dienende Brüder, welche die
Krankenpflege ausübten und den übrigen Brüdern dienten, selbst aber
nie Ritter werden konnten. Alle drei Klassen mußten nicht nur das
Gelübde der Kranken- und Armenpflege und der strengsten Sitt-
lichkeit, sondern auch die Klostergelübde der Armut, des Gehor-
sams und der Ehelosigkeit ablegen; die Ordensritter ver-
pflichteten sich außerdem noch zum Kampfe gegen die Ungläubigen.
Die Kleidung der Johanniter ist ein schwarzer Mantel mit weißem, acht-
spitzigem Kreuze auf der linken Brust. 1 2
Der Orden der Templer oder Tempelherren ward erst 1118
durch neun französische Ritter gestiftet. Ihren Namen erhielten sie davon,
daß ihr Ordenshaus neben dem Platze lag, wo sonst der Tempel Salo-
mos stand, und selbst Tempel hieß. Ihr Hauptzweck war der Kampf
gegen die Ungläubigen. Sie trugen einen weißen Mantel mit blut-
rotem Kreuze; die weiße Farbe sollte ihre Reinheit, die rote dagegen den
blutigen Kampf andeuten. In ihrem schwarzweißen Banner führten sie
die Inschrift: „Nicht uns, o Herr, nicht uns, sondern deinem Namen
gieb Ehre!" Der Orden gewann bald viele Freunde und zählte 20 000
Ritter; in Europa und Asien hatte er reiche Besitzungen. Nach dem
Verlusie Palästinas gingen die meisten Templer nach Frankreich. Der
König Philipp von Frankreich, welcher nach ihren Gütern begierig
war, ließ 1309 plötzlich alle Tempelherren gefangen nehmen, warf ihnen
die schlimmsten Verbrechen vor und wollte sie durch jede Art von Grausam-
keit zum Geständnis bringen. Viele Ordensbrüder siarben so; die Ordens-
güter zog der König größtenteils an sich, ihr Ordenshaus zu Paris, den
Tempel, wählte er selbst als Wohnung. 1312 ward der Orden auf
Andrängen des Königs von Frankreich durch den Papst aufgehoben.
Der dritte geistliche Ritterorden ist der deutsche. Schon bald nach
dem ersten Kreuzzuge entstand zu Jerusalem unter dem Schutze der Jung-
frau Maria ein Hospital für deutsche Pilger, während der Johanniter-
orden sich besonders der italienischen, der Tempelorden sich der französischen
Pilger annahm. Als der Rest des Kreuzheeres, das Friedrich Barbarossa
1 Später hießen die Vorsteher in Süditalien Großmeister. 2 Nachdem
Palästina verloren gegangen (1291), siedelte der Orden nach der Insel Cypern über,
eroberte dann Rhodus (1310) und erhielt 1522 von Karl V. die Insel Malta. Durch
die Reformation und die französische Revolution hat er seine meisten Güter verloren.
Heute ist er bedeutungslos; sein Sitz ist Rom. Die Mitglieder des prcußiichen
Iohanniterordens haben nur die Krankenpflege sich zur Aufgabe gestellt.