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1. Mittlere und neue Geschichte bis 1648 - S. 95

1883 - Hannover : Helwing
Kaiser Sigismund. Zs hatte man jetzt drei Päpste, die sich gegenseitig verfluchten und in den Bann thaten. e. Konzil zu Konstanz. Da bewog Sigismund den Papst zu Rom, Johann Xxiii., ein Konzil nach Konstanz auszuschreiben, das auch wirklich im November 1414 eröffnet ward. Diese Versammlung sollte 1414 eine Reformation der Kirche an Haupt und Gliedern vor- nehmen, also der Kirche einen, allgemein anerkannten Papst geben, ferner die Verbesserung der Kirche und ihrer Diener vornehmen und endlich die von der Lehre der katholischen Kirche abweichende Lehre des Johann Huß untersuchen. Eine glänzendere Versammlung hatte man bis dahin noch nicht gesehen. Aus Italien, Deutschland, Frankreich, England, Dänemark, Schweden, Polen und Ungarn waren Teilnehmer geistlichen und weltlichen Standes herbeigeströmt. Die Fürsten wetteiferten mit einander in der Zahl ihres Gefolges, der Pracht der Rosse und Rüstungen; die Geistlichen und Gelehrten suchten einander durch Gelehrsamkeit und Beredsamkeit zu übertreffen. Außer 3 Patriarchen waren 29 Kardinäle, 33 Erzbischöfe, 150 Bischöfe, 124 Äbte, 1800 niedere Geistliche, viele Gelehrte, auch Abgeordnete der Universitäten Paris, Orleans, Oxford, Köln, Wien und Prag erschienen; ferner an 1600 Fürsten, Herren, Grafen und Ritter, sämtlich mit mehr oder minder zahlreichem Gefolge, endlich eine unzählige Menge von Wechslern, Kaufleuten, Krämern und Abenteurern aller Art und Länder, so daß die Zahl der Fremden bisweilen über 100 000 stieg; ja, einmal sollen ihrer 150 000 mit 30 000 Pferden gezählt sein. Etwa 30 verschiedene Sprachen redete diese Menge. Von den drei Päpsten war nur Johann Xxlll. erschienen, der durch Roheit und Sittenlosigkeit allgemeines Ärgernis gab. Er brachte eine große Zahl italienischer Geistlichen mit, um durch diese bei den Abstim- mungen stets die Oberhand zu haben. Aber gleich anfangs ward be- stimmt, daß nicht, wie bisher, nur Bischöfe und Äbte, sondern auch die Gottes- und Rechtsgelehrten und alle anwesenden Priester, in äußeren Angelegenheiten auch die Fürsten und deren Gesandte mitstimmen sollten. Ferner sollte nicht nach Köpfen, sondern nach Nationen gestimmt werden, so daß jedes der vier Hauptvölker, die Deutschen, zu denen auch die Polen und die Nordländer gerechnet wurden, die Engländer, Franzosen und Italiener, eine Stimme hatte. Die Spanier hielten sich noch vom Konzile fern. Die Deutschen, Engländer und Franzosen waren darin einig, daß alle drei Päpste abdanken müßten. Johann sträubte sich zuerst; doch las er zuletzt vor dem Altare knieend selber seine Abdankungsurkunde vor. Alle freuten sich; Sigismund küßte ihm die Füße und dankte ihm, daß er der Welt ein so herrliches Beispiel der Selbstverleugnung gegeben habe. Aber er hatte nur zum Schein abgedankt. Bei Ge- legenheit eines Turniers flüchtete er in Ritterkleidung und unter Bei- stand des Herzogs Friedrich von Östreich nach Schafshausen. Er hoffte, dadurch das Konzil aufzulösen und seine Macht beizubehalten. Als seine Flucht in Konstanz bekannt wurde, entstand allgemeine Be- stürzung. und mehrere italienische Geistliche machten sich schon reisefertig. Da ritt Sigismund durch die Straßen, beruhigte das Volk und sagte, das Konzil solle unter seinem Schutze fortgesetzt werden. Die Kirchen- väter aus Deutschland, England und Frankreich erklärten unter Vorsitz
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