1883 -
Hannover
: Helwing
- Autor: Hoffmeyer, Ludwig, Hering, Wilhelm
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch, Hilfsbuch
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten, Volksschule, Präparandenschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten, Lehrerbildungsanstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Lehrerbildungseinrichtungen
- Schulformen (OPAC): Präparandenanstalt, Mittelschule, Volksschule
- Inhalt: Zeit: Mittelalter, Neuzeit
Die Reformation; Martin Luther.
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er ein andermal, „ist Philippus uns allen; will's der Herr, so wird er viele Martine
übertreffen. Dieser kleine Grieche steht über mir auch in der Theologie." Man nannte
ihn den Lehrer Deutschlands; aus allen Ländern eilten Schüler zu ihm. Luther
bezeichnet seine und Melanchthons Wirksamkeit für die Reformation also: „Meister
Philipp fährt säuberlich und stille daher, bauet und pflanzet, säet und begießet mit
Lust, nach dem ihm Gott seine Gaben so gar reichlich gegeben. Ich aber muß Klötze
und Stämme ausreuten, Dornen und Hecken umhauen, Bahn brechen und zurichten."
Durch seine große Gelehrsamkeit, besonders in der griechischen Sprache, sowie durch
seine Milde und ruhige Besonnenheit war er vorzüglich geeignet, Luther in seinem
schwierigen Werke zu unterstützen.
Luthers Lehre war schon weit verbreitet. Die evangelische Kirche
wurde zuerst in Sachsen eingeführt. 1525 starb Friedrich der
Weise, auf dem Sterbebette ließ er sich das heilige Abendmahl in bei-
derlei Gestalt reichen; sein Bruder, Johann der Beständige (1525
— 1532), bekannte sich mit seinem Sohne Johann Friedrich öffentlich
zur neuen Lehre. Bald trat auch Philipp der Großmütige von
Hessen über, ebenso Albrecht von Brandenburg, Herzog in Preußen,
die Herzoge von Mecklenburg, Pommern, Brau nschweig-Lüne-
burg, der Fürst von Anhalt und die Grafen von Mansfeld. Unter
den deutschen Städten nahmen am ersten Magdeburg, Hamburg,
Frankfurt am Main, Straßburg und Nürnberg die neue Lehre an.
Bald begannen die Katholiken in Süddeutschland ein - Bündnis
gegen die Reformation zu schließen: 1524 traten der bayerische Herzog,
Ferdinand von Östreich und die süddeutschen Bischöfe in Regensburg
zu einem Bündnis zusammen, um sich gegenseitig zu schützen und ihre
Länder der neuen Lehre zu verschließen. Desgleichen gaben Johann
von Sachsen und Philipp von Hessen einander die Hand darauf,
das göttliche Wort zu schützen; zu Torgau schlossen sie 1526 einen
Bund, dem bald Anhalt, Mansfeld, Magdeburg und Preußen
beitraten. In demselben Jahre trat der Bund aus dem Reichstage
zu Spei er schon so stark aus, daß der günstige Bescheid erfolgte: „Hin-
sichtlich der Religion soll es jeder Stand so halten, wie er es vor Gott
und Kaiserlicher Majestät zu verantworten sich getraut." Doch geschah
dies nur, weil Karl V. Krieg gegen Franz I. führte und gleichzeitig Östreich
von den Türken bedroht wurde.
Infolge dieses günstigen Reichstaasabschiedes konnte die neue Kirche
sich noch immer weiter ausbauen. Luther und Melanchthon hielten (1528)
eure Kirchenvisitation in Sachsen ab und verfaßten darnach eine neue
Kirchenordnung, welche auch in anderen evangelischen Ländern als
Muster diente. Das Cölibat und die Klöster wurden aufgehoben;
doch drang Luther darauf, daß die eingezogenen (säkularisierten) Kloster-
güter zur Unterhaltung der Pfarreien und Errichtung von Schulen
verwandt würden. Die Rechte des Bischofs gingen auf den Landesherrn
über. Der Gottesdienst wurde in der Landessprache abgehalten, das
Abendmahl in beiderlei Gestalt gereicht. Großen Einfluß auf die Er-
weckung und Verbreitung des evangelischen Glaubens übte das um diese
Zeit entstandene deutschekirchenlied. das bald in Kirchen, Häusern
und auf Gassen gesungen ward und unzählige Herzen, ja ganze Städte
wie im Sturme für die Reformation gewann.' Das erste deutsche Gesang.
1526