1883 -
Hannover
: Helwing
- Autor: Hoffmeyer, Ludwig, Hering, Wilhelm
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch, Hilfsbuch
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten, Volksschule, Präparandenschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten, Lehrerbildungsanstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Lehrerbildungseinrichtungen
- Schulformen (OPAC): Präparandenanstalt, Mittelschule, Volksschule
- Inhalt: Zeit: Mittelalter, Neuzeit
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Neue Geschichte.
g. Calvin. Auch das Werk Zwinglis sollte nicht untergehen;
Johann Calvin, aus Noyon in der Picardie in Frankreich ge-
bürtig, setzte es fort. —
Calvin war 1509 geboren. Er genoß eine sorgfältige Erziehung, besuchte die
Universität zu Paris und erhielt schon in seinem 18. Jahre eine Pfarre. Auf Wunsch
seines Vaters gab er dieselbe auf und studierte die Rechte. Da bekam er einst eine
Bibel in die Hand; um sie in der Ursprache lesen zu können, lernte er noch Griechisch
und Hebräisch. Er verließ das Rcchtsstudium wieder und trat in den Versammlungen
der Evangelischen als Prediger auf.
Als Calvin seines Glaubens wegen aus Frankreich und Italien
vertrieben war, kam er auch nach Genf, wo schon eine reformierte Ge-
meinde bestand. Hier blieb er als Prediger der Gemeinde. Er begann
damit, die in Üppigkeit und Weltlust lebenden Genfer zu einem Leben
voll apostolischer Einfachheit und Sittenstrenge zu erziehen, und verfaßte
eine Kirchenordnung, nach welcher jeder, der durch unsittliches Leben
Anstoß erregte, aus der Stadt vertrieben werden sollte. Dieser Strenge
wollten sich viele Gemeindemitglieder nicht unterwerfen, und Calvin sah
sich genötigt, die Stadt zu verlassen. Er ging nach Straßburg, wo er als
Prediger der dortigen reformierten Gemeinde und Professor der Universität
einen fruchtbaren Wirkungskreis fand. Aber schon nach drei Jahren wurde
er nach Genf zurückberufen, damit er die verfallene kirchliche und bürgerliche
Ordnung daselbst wiederherstelle. Calvin begann sein Werk von neuem
und zwar mit solchem Erfolge, daß er in Genf in kirchlicher und bürger-
licher Hinsicht eine unbeschränkte Gewalt ausübte und Genf allen refor-
mierten Gemeinden in Sittenreinheit voranleuchtete.
In der Abendmahlslehre näherte sich Calvin der lutherischen Auf-
fassung und wurde von Luther und Melanchthon als evangelisch aner-
kannt; durch Calvins Lehre von der Prädestination oder Gnadenwahl
entfernten sich aber die beiden protestantischen Kirchen noch mehr als
bisher. Calvins Lehre fand besonders in der Pfalz, den Nieder-
landen und in Frankreich Anhänger. Das wichtigste Lehrbuch der
deutschen Reformierten ist der auf Veranlassung Friedrichs Iii. von der
Pfalz (1563) verfaßte Heidelberger Katechismus.
5) Der Schmakkatdische Krieg; 1546—1547.
a. Ausbruch; Krieg in Süddeutschland. Nachdem Karl V. seinen
Nebenbuhler in Italien, Franz 1. von Frankreich, abermals besiegt und
mit Hülfe der Protestanten die Türken zurückgedrängt hatte, hielt er die
Zeit für gekommen, die Einigkeit der Kirche wiederherzustellen.
Noch einmal versuchte er auf dem N ei ch stage zu Regensburg
(1541) eine Einigung der gespaltenen Kirche, aber vergebens; noch ein-
mal schrieb der Papst — zwei Monate vor Luthers Tode, Dezember
1545 — ein allgemeines Konzil nach Trient in Tirol aus; aber die
Protestanten beschickten es nicht, sondern verlangten eine Kirchenver-
sammlung deutscher Nation. Da beschloß der Kaiser, die protestantische
Kirche mit Gewalt zu unterdrücken. Der Papst versprach ihm 200000
Kronen, 12 000 Fußsoldaten und 500 Reiter; dieses Heer wollte er ein
halbes Jahr unterhalten und dazu dem Kaiser den halben Ertrag aller
spanischen Kirchengüter bewilligen. In einer Bulle sicherte der Papst