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1. Mittlere und neue Geschichte bis 1648 - S. 124

1883 - Hannover : Helwing
124 Neue Geschichte. war. Da ließ der Kurfürst, der an der rechten Seite der Elbe stand, die Brücke bei Meißen in Brand stecken und zog längs der Elbe nach Mühlberg, um Wittenberg zu erreichen. Karl folgte auf dem linken Ufer nach und kam schon am folgenden Tage Mühlberg gegenüber an. Als die Sachsen seine Wachtfeuer brennen sahen, meinte der Kur- fürst, 'es sei Moritz, und blieb die ganze Nacht ruhig. Karl wollte den Kurfürsten angreifen, bevor dieser Wittenberg erreichen könne; an einer seichten Stelle führte er sein Heer auf das jenseitige Ufer. Ein junger sächsischer Bauer, dem die Sachsen zwei Pferde weggenommen hatten, erklärte sich aus Rache bereit, dem Heere eine Furt durch die Elbe zu zeigen, wofür ihm Moritz zwei Pferde und 100 Kronen verhieß. Am anderen Morgen, als der Fluß mit dichtem Nebel bedeckt war, wollten spanische Hakenschützen, die bis an die Brust ins Wasser treten mußten, den Übergang des Heeres decken; aber das heftige Feuer der Sachsen trieb sie zurück. Da äußerte der Kaiser, man müsse dem Feinde seine Nachen nehmen. Sogleich sprangen zehn kühne Spanier, den Degen im Munde, in die Elbe, schwammen hinüber und fielen die Sachsen, welche die Kähne besetzt hielten, an. Nach blutigem Gefecht siegten sie und kamen in den Nachen zurück. Diese wurden nun mit tüchtigen Schützen bemannt, welche die Feinde beschäftigten, während die Reiterei durch jene Furt hinüberging. Jeder Reiter nahm noch einen Fußsoldaten hinter sich aufs Pferd. Bald gingen auch Karl. Ferdinand, Moritz und Alba durchs Wasser, wobei jener Bauer des Kaisers Pferd führte. Zuletzt schlug man mit Hülfe der Kähne eine Schiffsbrücke, aus welcher auch das Fußvolk und der Schicßbcdarf nachkam. Noch bevor letzterer ankam, stellte Karl sein Heer in Schlacht- ordnung. Freudig ritt er die Reihen auf und nieder, sein andalusisches Streitroß tummelnd; heute merkte ihm keiner die Gicht an. Eine Lanze hielt er in der Rechten, sein vergoldeter Helm und Harnisch leuchteten in der Morgensonne, weithin erkannte nian ihn an seiner reichgestickten Feldbinde und seiner roten Roßdecke. Es war ein Sonntagmorgen. Der Kurfürst, welcher behauptete, das kaiserliche Heer könne noch nicht nahe sein, war nach seiner frommen Gewohnheit zur Kirche gegangen. Als er hier die Nachricht von dem Übergange der Feinde hörte, wartete er doch erst das Ende der Predigt ab. Dann eilte er in einem Wagen von dannen; denn er war so be- leibt , daß er sein Roß nur mit Hülfe einer Leiter besteigen konnte. Er hoffte, mit seinem Heere Wittenberg zu erreichen; aber Moritz und Alba, die Anführer der spanischen und italienischen Reiterei, brachten ihn auf 1547 der Lochauer Heide, drei Stunden von Mühlberg, zum Stehen. Der Kurfürst konnte nicht daran denken, mit seiner geringen Macht den über- legenen Feind zu schlagen; dennoch hoffte er. mit seinen Truppen den Feind bis zum Abend aufzuhalten, um im Dunkel der Nacht Witten- berg zu erreichen. Aber sein Schicksal wurde noch denselben Abend ent- schieden. Unter der Anführung von Moritz und mit dem Kriegsgeschrei: „Hispania, Hispania!" warf sich die kaiserliche Reiterei auf die sächsischen Reiter und schlug sie zurück. Diese warfen sich jetzt fliehend auf ihr eigenes Fußvolk und brachten es in Verwirrung. Als nun auch das kaiserliche Hauptheer ankam und mit angriff, war die Flucht der Sachsen bald allgemein. Die Verfolgung erstreckte sich über die ganze Heide, wohl 3000 Sachsen lagen in langer Reihe erschlagen auf dem Schlachtselde. Der Kurfürst selbst wurde gefangen genommen. Des Kurfürsten Sohn entkam schwerverwundet nach Wittenberg. Sein Dater bestieg, um schneller fliehen zu können, einen starken friesischen Hengst, wurde aber dennoch von ungarischen Reitern eingeholt. Diesen wollte er sich nicht ergeben und
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