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1. Hilfsbuch für den Geschichtsunterricht in Präparandenanstalten - S. 204

1892 - Breslau : Hirt
204 Die Neuzeit. Frühstück, gebracht würde. Die geängstigte Frau mußte wohl nachgeben. Ähnliche Auftritte überzeugten die Eltern von der Notwendigkeit, ihrem Sohne einen Mann zum Erzieher zu geben. In der Vorschrift, welche derselbe von dem Könige erhielt, heißt es: „Insonderheit muß der Kronprinz von der Majestät und Allmacht Gottes wohl und dergestalt informiert werden, daß ihm allezeit eine heilige Furcht und Verehrung vor Gott und dessen Geboten beiwohne." Der Kronprinz blühte zu einem gesunden, kräftigen und schönen Knaben empor, seine geistige Entwickelung aber entsprach nicht den Wünschen der Eltern. Seine Lehrer wußten ihm die Wissenschaften nicht lieb zu machen; Geschmack für Kunst und feinere Bildung blieben ihm zum großen Leidwesen der Mutter fremd. Allem äußern Prunk war er abhold, dabei gerade und gottesfürchtig, sehr sparsam und ein Freund der Soldaten. Mit ängstlicher Sorgfalt suchte die Mutter die zarte und weiße Gesichtsfarbe des Sohnes gegen Luft und Sonne zu schützen. Wie groß war aber ihr Schrecken, als sie den Prinzen eines Tages in der brennenden Sonne sitzen sah, wie er sein Gesicht mit einer Speckschwarte einrieb, um dasselbe zu bräunen! Sein Vater schenkte ihm einst einen golddurchwirkten Schlafrock. Kaum hatte der König das Zimmer verlassen, so warf der Knabe das Kleidungsstück ins Feuer. — Der Kronprinz erhielt vom Könige oft Geldgeschenke, mitunter 100 Dukaten. Inder „Rechnung über meine Dukaten" verzeichnete er die kleinste Ausgabe: keiu Pfennig wurde unnütz ausgegeben. Als Prinz that er die Äußerung, das klügste Wort des ganzen Altertums sei ein Wort des Cyrus, nämlich: „Die sichersten Mittel, einem Lande ein dauerndes Glück zu bereiten, sind ein Heer auserwählter Krieger und eine gute Haushaltung." Der Kronprinz verheiratete sich mit Sophie Dorothea, Tochter-Georgs I. von England. Durch sein strenges, sittliches Leben bildete er unter den Fürsten eine ebenso rühmliche Ausnahme wie durch seine Einfachheit und Mäßigkeit. Von seinen drei ältesten Kindern starben ihm vor seiner Thronbesteigung zwei Söhne; eine Tochter, Wilhelmine, lebte. Da wurde zur großen Freude der Eltern und Großeltern wieder ein Thronfolger geboren, der spätere König Friedrich der Große. Als Friedrich I. gestorben war, ließ Friedrich Wilhelm sich die Liste der Hofbeamten vorlegen, strich dieselbe durch und sagte, hiermit seien alle entlassen; doch solle sich niemand vor dem Leichenbegängnisse des Königs entfernen. Bald merkten alle, daß eine neue Zeit gekommen sei. Von seinen Unterthanen verlangte der König rastlose Thätigkeit, Ordnung in den Geschäften, Ehrbarkeit und Mäßigkeit im Leben und war darin selber ein Muster. I). Vorliebe und Sorge für das Militär. Friedrich Wilhelm I. war bei seinem Regierungsantritte 25 Jahre alt, eine kräftige, untersetzte Gestalt, „wie ein Turm dastehend". In den ersten Jahren trug er bisweilen noch bürgerliche Kleidung, nachher stets die Uniform
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