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1. Hilfsbuch für den Geschichtsunterricht in Präparandenanstalten - S. 208

1892 - Breslau : Hirt
208 Die Neuzeit. der sonst so sparsame König seine Kornhäuser, um den Hungernden billiges Brot zu spenden. Während Friedrich Wilhelm so den unterdrückten Ständen aufhalf, nahm er den bevorzugten Ständen manche Vorrechte, welche sie zum Nachteil des Gemeinwohls bisher besessen hatten. Früher waren die Adligen von den laufenden Steuern befreit gewesen, dabei aber bei der Besetzung der Offizier-, Hof-, und höheren Beamtenstellen bevorzugt worden; von jetzt an waren sie verpflichtet, Abgaben zu zahlen und im Heere zu dienen, wie alle anderen Stände. Die Hebung der Städte lag dem Könige nicht weniger am Herzen. Wer eine wüst liegende Baustelle bebaute, erhielt freies Bauholz, Vs bis V4 der Baukosten und 6 bis 8 Jahre Befreiung von allen Lasten. Berlin vergrößerte und verschönerte er dadurch, daß er reiche Leute zum Bauen zwang. „Der Kerl hat Geld, muß bauen," hieß es dann. Wem der König nicht wohl wollte, dem schenkte er eine sumpfige Baustelle; Einsprache nützte nichts. „Räsonniere er nicht!" war dann des Königs Antwort. Durch solches Geschenk ist manche reiche Familie arm geworden. Ebenso eifrig war der König bemüht, deu in ganz Deutschland daniederliegenden Gewerbfleiß in seinem Lande wieder zu heben. In Berlin errichtete er eine große Weberei; alle inländische Wolle mußte an dieselbe verkauft werden, und die Offiziere und Beamten sollten für die Regimenter, für sich und ihre Diener keine Zeuge aus fremden Ländern kommen lassen. Um das nötige Garn zu erhalten, befahl der König, daß alle Hökerweiber, Handwerkersrauen und Bürgertöchter, welche auf Märkten' und in Straßen Waren feil hielten, nicht müßig sitzen, sondern Wolle und Flachs spinnen, stricken und nähen sollten. „Kein Geld außer Landes lassen!" das war nach des Königs Ansicht „der Stein der Weisen". Zwar mit Rußland, das noch hinter Deutschland zurück war, durfte Handel getrieben werden; gegen Deutschland aber war die Grenze streng abgeschlossen. Nnr eine Ware durfte sie ungehindert überschreiten: die großen Flügelmänner. <!♦ Rechtspflege; Kirche und Schule. Großes Verbiensi hat Friedrich Wilhelm I. sich auch um eine georbnete und strenge Rechtspflege in Preußen erworben. „Die schlimme Justiz schreit gen Himmel," schrieb er 6alb nach seiner Thronbesteigung. Zur Beschleunigung der Prozesse erließ er mannigfache Vorschriften; auch beauftragte er den Präsidenten des Kammergerichts mit der Ausarbeitung einer neuen Gerichtsordnung. Die Hexenprocesse würden untersagt, die Folter aber noch angewanbt. Der König war in seinen Urteilen sehr streng, milberte niemals das Urteil der Gerichte, sondern verschärfte es meistens noch; dabei richtete er aber ohne Ansehen der Person. Ein abeliger Domänenrat in Königsberg, der bei der Unterbringung der Salzburger Unterschlagungen gemacht hatte, wurde gehängt. Die Advokaten mochte der König nicht leiden. In Minden
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