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1. Hilfsbuch für den Geschichtsunterricht in Präparandenanstalten - S. 258

1892 - Breslau : Hirt
258 Die Neuzeit. gegenüber erklärte er, daß er ein deutsches Reich nicht mehr kenne; da legte Franz Ii. die Krone nieder und nannte sich nur noch Kaiser von Österreich. Damit war das heilige römische Reich deutscher 1806 Nation aufgelöst. Das Gefühl der Schmach drückte manche deutsche Brust, und der Dichter Ernst Moritz Arndt lieh demselben Worte in seinem „Geist der Zeit". Aber wenige wagten, so zu sprechen: ein Buchhändler Palm in Nürnberg wurde auf Napoleons Befehl erschossen, weil er sich weigerte, den Namen des Verfassers einer bei ihm erschienenen Schrift, „Deutschland in seiner tiefsten Erniedrigung", anzugeben. c. Jena und Auerstiidt. Jetzt gab es in Deutschland nur noch drei große Staaten: Preußen, Österreich und den Rheinbund. Letzterer war schon in Napoleons Gewalt, Österreich war zu Boden geschlagen: nun kam die Reihe an Preußen. Napoleon ließ ihm keine Wahl mehr; er verhöhnte und belog es auf jede Weise. Er bot heimlich Hannover den Engländern, Preußisch-Polen den Russen an, wenn sie mit ihm Frieden schließen wollten. Er riet Preußen, dem Rheinbünde entsprechend einen norddeutschen Bund zu bilden; zugleich aber drohte er den norddeutschen Staaten für den Fall, daß sie diesem Bunde beiträten. Auch wiegelte er Schweden gegen Preußen auf. Noch immer konnte sich der König nicht zum Kriege entschließen, weil er kein Zutrauen zum Heere hatte. Die äußere Ordnung desselben, wie sie Friedrich der Große geschaffen, war noch vorhanden; aber es fehlte der Geist, der sie belebt hatte. Die obersten Befehlshaber waren meist Männer über 70 Jahre, die nach dem Dienstalter, weniger durch Verdienst, in diese Stellen gekommen waren. Die jüngeren Offiziere prahlten allerdings genug von der Unüberwindlichkeit des preußischen Heeres; aber sie hatten noch kein Schlachtfeld gesehen. Die gemeinen Soldaten waren größtenteils alt, meistens Familienväter; Sold, Ausrüstung und Bewaffnung waren mangelhaft, die Verpflegung schlecht. Sie hatten zu ihren Führern kein Vertrauen und gehörten zum größten Teile dem Auswurf auswärtiger Nationen an; die eingebornen waren dem Pöbel entnommen: von Vaterlandsliebe und Begeisterung war bei ihnen wenig die Rede. Hierzu kam, daß die Kassen leer waren. Aber die kriegerische Stimmung im Volke wuchs von Tag zu Tag, und so entschloß sich der König endlich mit schwerem Herzen zum Kriege. Rußland sagte seine Hilfe zu; Österreich und England hielten sich fern; Sachsen trat gezwungen dem Bündnisse bei. Friedrich Wilhelm verlangte von Napoleon als Zeichen friedlicher Gesinnung, daß er seine Truppen über den Rhein zurückziehe. Während man in Berlin noch auf eine Antwort wartete, war Napoleon schon mit 220000 Mann, die teils noch in Süddeutschland gestanden hatten, teils von dem Rheinbünde gestellt waren, in Sachsen und Thüringen. Das preußische Herr (etwa 130000 Mann) führte der 72 jährige Herzog Karl Wilhelm Ferdinand von Braunschweig; er nahm
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