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1. Das Mittelalter - S. 155

1893 - Leipzig : Hirt
Iv. Deutsche Kaisergeschichte. Drittes Kapitel. 155 Verweltlichung des Priesterstandes, die Verdienstlichkeit der Werke, die berschtzung der Ceremonien und die Kirchenpracht, sondern die ganze uere Kirche samt Taufe, Abendmahl, Ordination, Bilder, Kirchen-gesang, selbst die Ehe. Sie wollten keine anderen Lehren anerkennen, als die nach ihrer Meinung vom heiligen Geiste, dem inneren Lichte, unmittelbar im Inneren des Menschengeistes bezeugt wrden, und gerieten trotz ihres Dringens auf Liebesthtigkeit und Kampf gegen sndliche Begierden in schwarmgeistischer Ungebnndenheit auf Verderb-liche Irrwege. Besonders in Sdfrankreich traten die Ketzervereine in groen Massen gegen die Kirche auf und gingen auf ihren gnzlichen Umsturz aus. Dominikaner und Franziskaner, Albigenser und Waldenser, Inquisition und Ketzerkreuzzug. 71. Da die Weltgeistlichen den christlichen Unterricht ver-sumten, sich meist mit der bung der ueren Kultusformen begngten und die Erziehung des Volkes zu einem christlichen Wandel vornehmlich durch drckende uere Bungen und Kirchenstrafen betrieben, so be-frderte der gewaltige Kirchenfrst Innoeen z Iii., der mit Entschiedenheit fr die Besserung der kirchlichen Zustnde wirkte, die Bil-dung einer neuen Klasse von Geistlichen, welche das Predigt- und Seelsorger-Amt mit dem Mnchsleben verband. So entstanden die Do-minikaner und Franziskaner, zwei Prediger- und Bettelmnchs- ^20 Orden, deren Glieder keinen Besitz haben, sondern nur von Almosen leben sollten, wogegen Gaben und Schenkungen nur der Orden als Ganzes besitzen durfte. Der Grnder des Franziskanerordens, Franziskus, Sohn eines reichen Kaufmanns zu Assisi in Italien, zog unter Vernachlssigung der vom Kulturleben gebotenen Leibespflege, barfu, in einer braunen Kutte mit Kapuze, einen Strick um den Leib, als Buprediger umher, pflegte von aller Welt verlassene Arme, Kranke und Ausstzige, wurde berall als ein Held der Welt- und Selbstver-leugnung vergttert und gewann eine groe Anzahl von Anhngern. Sein Leben und sterben wurde von der ungemessenen Verehrung mit einem Kreise der wunderbarsten Sagen umgeben. Eine Fraktion der Franziskaner, die sich ans Demut auch fratres minores, mindere Brder", nannten, daher der Name Minortten, trat in der Folge nicht nur gegen die Verweltlichung der Kirche, sondern auch gegen den Mibrauch der ppstlichen Gewalt auf, verfocht den Grundsatz, da die allgemeine Kirche in ihren Konzilien der dem Papste stehe, und half dadurch unbewut die Reformation" anbahnen. Der Stifter des Dominikanerordens, Dominikus de Guzman, ein spanischer Kano-nikus, zeigte wie Franziskus schon frh eine feurige Hingabe fr Lin-derung des menschlichen Elends, fhlte sich aber besonders berufen zur Ketzerbekehrung nicht durch Feuer und Schwert, sondern unter schwrmerischer Selbstverleugnung durch das belehrende Wort. Da auer der Vernachlssigung des Volksunterrichtes namentlich die Welt-
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