1892 -
Halle (Saale)
: Schroedel
- Autor: Hase, E., Fritzsche, Richard
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten, Bürgerschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Bürgerschule, Mittelschule
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Wie in Stein gehauen sa Heribald und schaute unverzagt den selt-samen Gestalten entgegen. Nachdenken der vollendete menschliche Schn-heit hatte ihm noch keine schlaflose Nacht verursacht, was aber jetzt aus ihn zukam, deuchte ihm so hlich, da er ein langgedehntes Erbarme dich unser, o Herr!" nicht zu unterdrcken vermochte. In den Sattel ge-bckt saen die fremden Gste, aus Tierfellen das Gewand, hager, drr und klein die Gestalt, viereckig der Schdel, das Haar steif struppig herab-hngend; gelb glnzte das unfertige Gesicht, als wre es mit Talg ge-salbt; verdchtig schauten sie aus den kleinen, tiesliegenden Augen in die Welt hinaus. An Augsburgs Wllen und des Bischofs Gebet waren ihre vereinten Waffen zerstiebt, jetzt durchzogen sie hordenweis das Land. Ein wildes Klingen, wie Zymbelschlag und Geigenton, zog mit ihnen, es klang schrill und scharf wie Essig; denn der Hunnen Ohr war groß, aber nicht feinfhlig, zur Musika wurden nur die verwendet, die des Reiterdienstes untchtig waren. Hoch der dem Heerhaufen wallte die Fahne mit der grnen Katze im roten Felde, bei ihr ritten etliche der Unsichrer, Ellaks und Hornebogs hervorragende Gestalten.
Wie ein Waldbach bei gehobener Schleuse wlzte sich jetzt der Hunnenzug in den Klosterhof. Da wards dem guten Heribald nimmer ganz geheuer: O Camerarins", rief er, und weigerst du mir das nchstemal auer dem Schuhleder auch noch Hemd und Kutte, so fliehe ich doch, ein nackter Mann, von bannen."
Die Hunnen sattelten ab. Wie die Meute der Hunde am Abend nach der Jagd des Augenblickes harrt, wo der ausgeweidete Hirsch ihnen als Beute vorgeworfen wird, so standen sie vor dem Kloster. Jetzt gab Ellak das Zeichen, da die Plnderung beginnen mge. In wildem Unge-stm strmten sie durch einander, die Gnge entlang, die Stufen hinauf, in die Kirche hinein. Verworren Geschrei erscholl von vermeintlichem Fund und getuschter Hoffnung; die Zellen der Brder wurden durchsucht, nur sprlicher Haushalt war drinnen.
Zeig uns die Schatzkammer!" sprachen sie zu Heribald. Der thats gern, wute er doch, da das Kostbarste geflchtet war. Nur versilberte Leuchter und der groe Smaragd von Glasflu waren noch vorhanden. Schlecht Kloster!" rief einer, Bettelvolk!" und trat mit gewappnetem Fu auf den unechten Edelstein, da ein mchtiger Sprung hineinklirrte. Den Heribald belohnten sie mit Fauftschlc^en, da er betrbt hinweg schlich. Man hie aus dem Vorkeller tue Weinfsser hinaufschleppen, aber besorgt trat Heribald vor und zupfte einen der Plnderer am Ge-wand: Erlaube, guter Mann, was soll ich denn trinken, wenn ihr wieder abgezogen seid?" Lachend vernahmen sie die Erklrung und lieen dem Narren das kleinste der Fsser zurck, der ihnen ob solcher Rcksicht die Hnde schttelte.
Droben im Hofe Hub sich ein wilder Lrm; etliche hatten die Kirche durchsucht, auch eine Grabplatte aufgehoben, da schaute ein verwitterter Schdel aus dunkler Kutte zu ihnen empor: das schreckte selbst die Hunnen zurck. Zwei der Gesellen stiegen auf den Kirchturm, deffen Spitze nach herkmmlichem Brauch ein vergoldeter Wetterhahn zierte. Mochten sie ihn fr den Schutzgott des Klosters oder fr echtes Gold halten: sie kletterten auf das Turmdach; verwegen saen die zwei Ge-stalten oben und stachen mit ihren Lanzen nach dem Hahn; da erfate sie pltzlicher Schwindel, ein Schwanken, ein Schrei gebrochnen Genicks lagen beide im Klosterhof.