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1. Lehr- und Lesebuch für den Deutschen Geschichtsunterricht - S. 111

1892 - Halle (Saale) : Schroedel
waren. Es hat aber Gott gewollt, wie ich nun sehe, da ich der hohen Schule Weisheit und der Klster Heiligkeit aus eigener und gewisser Er-fahrung, das ist aus vielen Snden und gottlosen Werken, erfhre, da das gottlose Volk nicht wider mich, ihren zuknftigen Gegner, zu prangen hatte, als der unerkannte Dinge verdammet. Darum bin ich ein Mnch gewesen und noch. . . Ich ging ins Kloster, weil ich an mir verzweifelte. Ich habe immer gedacht: O, wann willst du einmal fromm werden und genngthnn, da du einen gndigen Gott kriegst? Wir waren unter solchen Menschensatzungen auserzogen, die uns Gott verdunkelt hatten: ich meinte so, durch meine Mncherei genug zu thun. . . Mein Vater war bel zu-frieden und wollte mirs nicht gestatten; er antwortete mir schriftlich wieder und hie mich Du vorher hie er mich Ihr, weil ich Magister geworden und sagte mir alle Gunst ab. Luther. Mit groer Andacht bereitete ich mich zur Messe und zum Gebete, aber wenn ich am andchtigsten war, so ging ich ein Zweifler zum Altar, ein Zweifler ging ich davon, hatte ich meine Bue gesprochen, so zweifelte ich abermals. Ich hielt tglich Messen, und in einer jeden Messe rief ich drei Heilige an, ich mattete meinen Leib mit Fasten und Wachen ab und hielt davor, ich wrde dem Gesetze ein Genge thun und mein Ge-wissen vor dem Stecken des Treibers befriedigen, aber ich richtete nichts aus, und je weiter ich auf diesem Wege fortging, desto weiter wurde ich erschreckt, da ich gar verzweifelt wre. . . Da fiel ich, ein junger Theo-logus, im Kloster auf der Liberei in ein Buch, da die Reden des Johannes Hus aufgezeichnet und darin geschrieben standen, ward aus Frwitz lstern, zu sehen, was doch der Erzketzer gelehrt htte, weil das Buch in ffentlicher Liberei erhalten wre. Da fand ich wahrlich so viel, da ich mich davor entsetzte, warum doch solcher Mann verbrannt wre, der so christlich und gewaltig die Schrift führen konnte. Aber weil sein Name so greulich verdammet war , da ich damals dachte, die Wnde wrden schwarz und die Sonne mte den Schein verlieren, wo man des Namens Hus wohl gedchte, schlug ich das Buch zu und ging mit verwundetem Herzen davon, trstete mich aber mit solchen Gedanken: Vielleicht hat er solches geschrieben, ehe denn er ist Ketzer geworden, denn ich wute des Konstanzer Konzils Geschichte noch nicht. Luther. Ich wollte nicht hunderttausend Gulden dafr nehmen, da ich nicht Rom gesehen htte; ich mte sonst immer besorgen, ich thte dem Papste Gewalt und Unrecht; aber was wir sehen, das reden wir. . . Ich wollte nur wnschen, da ein jeder, der Priester werden soll, zuvor in Rom gewesen wre und gesehen htte, wie es da zugehe. Ich habe zu Rom von etlichen Hofleuten selbst sagen hren, es sei unmglich, da es lnger so sollte stehen; es msse brechen. Es ist gar nicht zu sagen und zu glauben, wie arg es dort ist. Ist eine Hlle, so ist Rom daraus ge-bauet. Rom ist die heilige Stadt gewesen, aber die allerrgste geworden. . . vsch habe in Rom viele Messen halten sehen, so da mir graut, wenn ich daran denke. Es ekelte mir. da sie so rips raps Messe halten konnten, als trieben ste ein Gaukelspiel. Ehe ich eine Messe las, war man oft mit vielen Messen fertig und rief mir zu: Weg, weg! Mache, da du fertig wirst! Schicke unsrer lieben Frau ihren Sohn doch bald wieder hem!" . . . Je nher Rom, desto rgere Christen. Wer zum erstenmal nach Rom gehet, der sucht einen Schalk, zum zweitenmal findet er ihn, zum drittenmal bringt er ihn mit hinaus. Luther.
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