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1. Lehr- und Lesebuch für den Deutschen Geschichtsunterricht - S. 186

1892 - Halle (Saale) : Schroedel
186 Mit Mann und Ro und Wagen So hat sie Gott geschlagen! Feldherrn ohne Witz, Stckleut' ohn' Geschtz, Flchter ohne Schuh. Nirgends Rast und Ruh. Mit Mann und Ro und Wagen So hat sie Gott geschlagen! Speicher ohne Brot, Alter Orten Not, Wagen ohne Rad, Alles md' und matt! Kranke ohne Wagen: So hat sie Gott geschlagen! Arndt. Die Trmmer der groen Armee. Den ganzen Sommer der hatte in dem fernen Rußland der Krieg getobt. Bei uns war eine schein-bare Ruhe eingetreten, besonders in dem Teile Schlesiens, in welchem ich wohnte, und der von Durchmrschen der franzsischen Truppen nicht berhrt wurde. Aber schon kamen im Sptherbste bedeutsame Nachrichten vom Kriegsschauplatze. Bis dahin hatte man auch diesmal an den Sieg Napoleons geglaubt Es konnte ja nicht anders sein, war die Meinung der groen Menge. Sobald die erste Knnde von dem Rckzge der Franzosen einlief, geriet alles in die grte Bewegung. Staunend sahen sich die Menschen an. Der Glaube an die Unberwindlichkeit Napoleons war so fest gewurzelt, da man nur mit Mitrauen die lieblich klingenden ersten Laute von einer Befreiung vernahm. Da brach pltzlich wie der Ruf der letzten Posaune der 29. Tagesbericht (in welchem Napoleon endlich seine Niederlage selbst eingestand) herein in das Gewirr der Hoffnungen , Meinungen und Befrchtungen. Der bergang von einer ungeheuren Gre zu einem tiefen Falle auf der einen Seite, und der bergang von einem alles aufgebenden Kleinmute zur opferbereiten Begeisterung auf der anderen Seite war so gewaltig, so unerwartet, da alles einen Augenblick erstarrt schien. Unmittelbar daraus begann _ die leidenschaftlichste Bewegung. In der Nhe von Siegnitz traf ich auf viele preuische Offiziere, die aus den Marken kamen und sich zur schleichen Armee begaben. Es hie berall, der König werde bald von Berlin dahm kommen. Als ich mich meiner heimatlichen Gegend nherte, kam ich zum Teil in den Rckzug der franzsischen Armee hinein. Doch nein! Dies ist ein unrichtiger Ausdruck. Ich sah Trmmer dieser Armee, die nicht mehr bestand, in der klglichsten, ja entsetzlichsten Verfassung. Es war schon Abend, als ich mit der Post nach Nenstdtel kam. In dem groen Wirtshaufe war mir der Wirt bekannt. Ich trat halb erstarrt bei ihm ein und wurde freundlich empfangen. Das Haus wimmelte von Franzosen in dem klglichsten Aufzuge. Der brave Mann, der mich von Kindheit auf kannte, nahm mich bei der Hand und sagte: Kommen Sie nur, Eduard, ins Stbel zur Mutter, und wrmen Sie sich erst aus." Nachdem ich mich bei den guten Leuten etwas erholt hatte, trat der Wirt mit bedeut-samer Miene wieder herein und sagte: Nun kommen Sie einmal mit hinber. Wollen Sie die Racker, die Franzosen, sehen? Jetzt knnen sie daliegen und mucksen nicht, sonst thaten sie nur die Leute schinden. Ich vermag den eigentlichen Grimm und Hohn nicht wiederzugeben, der
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