1892 -
Halle (Saale)
: Schroedel
- Autor: Hase, E., Fritzsche, Richard
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten, Bürgerschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Bürgerschule, Mittelschule
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zugebracht zu haben. Den ganzen Tag hindurch fanden an verschiedenen Orten auf ffentlichen Pltzen Concerte statt. berall sammelten sich die Pariser, deutsche Musik zu hren, zu vielen Hunderten standen sie unab-lssig einzelne stundenlang, da. Als Abteilungen der preuischen Garde-Regimenter, der Garde-Laudwehr, auch Kavallerie anlangten, nahm man berall das lebhafteste Erstaunen in den Mienen der Pariser wahr. Die Gre der Leute, ihr stattliches, gesundes Aussehen, die freundlich lcheln-den Augen, und vollends wenn sie im Chore zu singen anfingen: Was ist des Deutschen Vaterland?" oder: Es braust ein Ruf wie Donner-hall", der helle Klang der Stimmen, die heilige Zuversicht, die aus den Tnen sich emporschwang, dies alles erregte die Verwunderung des ent-nervten Franzosenvolks. Die deutschen Soldaten gingen meist in kleineren Abteilungen, von Offizieren gefhrt, in die Tuilerieen, in den Louvre, die Einrichtung der Schlsser zu besehen; mit Blumenstruen, im Tuilerieen-garten gepflckt, kehrten sie zurck. Fast wre es bei dieser Gelegenheit zu einem Zusammenstoe gekommen. An der Strae Rivoli hatte man wegen dieser Spaziergnge der deutschen Soldaten groe Vorsichtsma-regeln getroffen. Man hatte nmlich die franzsischen Truppen, welche bis 10 Uhr den Tnilerieengarten besetzt gehalten hatten, lngs des eisernen Gitters, welches den Garten von der Strae Rivoli scheidet, aufgestellt. Auf der Wasserseite der Tuilerieen hatte man aber diese Vor-sichtsmaregel nicht ergriffen. Als nun die Menge, welche dort versammelt war, die deutschen Soldaten in den Tuilerieen sah, geriet sie in die furchtbarste Wut und beschimpfte die Soldaten. Man verhngte sogleich die Thore, und die Wtenden beruhigten sich. Ter Ausmarsch der Truppen erfolgte den 3. vormittags. Das ganze deutsche Korps zog durch den Triumphbogen der elysischen Felder. Hier hatte sich der Befehlshaber der Besetzungstruppen, General von Kamecke, mit seinem Stabe aufgestellt. So oft eine Kompagnie vor dem Triumphbogen anlangte, brach sie drei-mal in ein laut schallendes Hnrra aus. Gegen 11 Uhr war der Vorbei-marsch vorber, und General von Kamecke ritt, von zwei Schwadronen begleitet, nach Versailles zurck. Berichterstatter einer englischen Zeitnng.
Die Wiederaufrichtung des deutscheil Kaiserreichs.
König Ludwigs Brief an König Wilhelm. Nach dem Bei-tritt Sddeutschlands zu dem deutschen Verfassungsbndnis werden die Ew. Maj. bertragenen Prsidialrechte der alle deutschen Staaten sich erstrecken. Ich habe Mich zu deren Vereinigung in einer Hand in der berzeugung bereit erklrt, da dadurch den Gesamtinteressen des deutschen Vaterlandes und seiner verbndeten Fürsten entsprochen werde, zugleich aber in dem Vertrauen, da die dem Bundesprsidium nach der Ver-faffung zustehenden Rechte durch Wiederherstellung eines deutschen Reiches und der deutschen Kaiserwrde als Rechte bezeichnet werden, welche Ew. Maj. im Namen des gesamten deutschen Vaterlandes auf Grund der Einigung seiner Fürsten ausben. Ich habe Mich daher an die deutschen Fürsten mit dem Vorschlage gewendet, gemeinschaftlich mit Mir bei Ew. Maj. in Anregung zu bringen, da die Ausbung der Prsidialrechte des Bundes mit der Fhrung des Titels eines deutschen Kaisers ver-Kunden werde. Sobald Mir Ew. Maj. und die verbndeten Fürsten Ihre Willensmeinung kundgegeben haben, wrde Ich Meine Regierung