Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Aus dem Altertum, dem Mittelalter und der Reformationszeit bis zum Dreißigjährigen Kriege - S. 185

1903 - Leipzig : Dürr
Die Kreuzzüge nach ihren Ursachen, Mißerfolgen und Wirkungen 185 mit dem Gedanken der Weltbeherrschung Ernst gemacht wurde, war ein feindlicher Zusammenstoß des Christentums und des Islam unvermeidlich. Herrschsucht und Eroberungslust der Kirche trugen das ihre dazu bei, daß der Kampf begonnen werden mußte. b) Der sinnlich-asketische Zug der damaligen Zeit begünstigte die Kreuzzugsbewegung. Die Kirche war unter den abendländischen Völkern heimisch geworden. Angesehen Und mächtig stand sie da, und das Geheimnis des Wunderbaren umgab sie. In heiliger Scheu waren ihr die Völker untertan, und klug hatte sie die Neigung des menschlichen Gemütes für das Wunderbare genährt und dadurch ihre Autorität erhöht. Sie nutzte zu ihrem Vorteil ihre Macht über die urteilslose Menge aus. In einer Zeit, wo Kraft und Sinnlichkeit mit Roheit gepaart war, wo das Faustrecht durch den Gottesfrieden eingeschränkt werden mußte, faßte man natürlich auch das Göttliche und Überirdische rein sinnlich (Heiligen, Reliquien); der Wunderglaube hat nie wieder solche Früchte gezeitigt, wie in dem Jahrhundert, als der Kreuzzug gepredigt wurde; der Aberglaube griff bei der großen Unwissenheit gewaltig um sich, und die Kirche nützte ihn zu ihren Zwecken aus. Wie gewaltig waren die Gemüter am Ende des 11. Jahrhunderts erregt! Man erwartete das Ende der Welt, eine fieberhafte Spannung ging durch die Völker. Da kam die Kreuzpredigt Peters von Amiens und des Papstes Urban. Zu einer geeigneteren Zeit konnte sie nicht gehalten werden. Wunderbare und schreckliche Träume ängstigten die Frommen. Die Heiligen erschienen, Engel kamen und verkündigten den Willen Gottes, und Wunder über Wunder geschahen durch Reliquien. Visionen waren nicht selten; feurige Wolken hatte man in blutigrotem Scheine am Himmel gesehen, schreckliche Tiere jagten durch die Luft —, kein Zweifel: Gott bereitete etwas Großes und Furchtbares vor. Und wie wurde erst die Phantasie erregt, als die Kreuzprediger die Leiden und Qualen der Pilger im heiligen Lande schilderten und von jenen Gefilden, wo einst des Heilandes Fuß gewandelt hatte, zu berichten wußten, von Jerusalem, der hochgebauten Stadt, von allen Herrlichkeiten des Morgenlandes und von den Wundern, die Gott durch seine heiligen Kreuzesscharen dort verrichten würde! Mit großen Versprechungen und Sündenerlassen wußte die Kirche den Kreuzfahrern himmlische und irdische Belohnungen vorzuhalten. Als die begeisterten Predigten dem vollempfänglichen, noch nicht durch dergleichen Eindrücke abgestumpften Volke zu Ohren kamen, da war die Wirkung so mächtig, daß Tausende und Abertausende dem Rufe in das heilige Land folgten. Der asketischezug der Zeit kam dazu, um jene Völkerbewegung von unbeschreiblicher Gewalt hervorzubringen.
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer