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1. Aus dem Altertum, dem Mittelalter und der Reformationszeit bis zum Dreißigjährigen Kriege - S. 241

1903 - Leipzig : Dürr
Deutschland im späteren Mittelalter 1273—1517 241 srevels mißhandelt, verstümmelt, geblendet?) Es ist kein Wunder, daß auch der Bauernstand sich schließlich empörte. 3. Der geistige Fortschritt des deutschen Volkes im spätern Mittelalter. Wenn der deutsche Bürgerstand der Träger des Fortschritts genannt rvurde (vgl. § 32), so muß sich dieser Fortschritt besonders auf geistigem Gebiete offenbaren. Und in der Tat ist das Geistesleben des späteren Mittelalters in erster Linie in den Städten, im Bürgerstande vorhanden. Nun ist der Charakter der Zeit ein ganz anderer geworden; im hierarchischen Zeitalter ging eine weltfreudige Stimmung durch den Ritterstand, daneben übte die Kirche ihre erziehliche Macht. Mit dem Aufblühen des Bürgertums hat sich ein anderer Zeitgeist entwickelt. Mit wachsendem Wohlstand finden die Bürger die Mittel, das Leben zu genießen und zu verschönen. Doch nicht in der feinen Art höfisch-ritterlichen Wesens verkehren sie miteinander, die konventionellen Formen ihrer Geselligkeit sind derber, roher. Der Besitz steigerte das Selbstbewußtsein des deutschen Bürgers, die materiellen Interessen beherrschten ihn vorwiegend; er lernte es, das Leben von der heiteren Seite anzusehen, und so ist die Pflege eines kräftigen Humors ebenfalls ein Hauptcharakterzug dieses Zeitalters. Roheit und Humor kennzeichneten das Volksleben und äußerten sich auch im Geistesleben des späteren Mittelalters. Roher Humor findet sich sogar vor Gericht, auf den Grabinschriften, im Kirchenschmuck, in der Predigt, besonders aber bei den Volksfesten. — Noch war die Kirche wenigstens äußerlich die höchste geistige Autorität, aber sie vermochte das Volk nicht mehr in seinen geistigen Bedürfnissen zu befriedigen, es emanzipierte sich immermehr von der kirchlichen Bevormundung. Und bei dem zunehmenden sittlichen Verfall des Klerus konnte es nicht anders sein (vgl. die Vorgeschichte der Reformation § 37). Die eben dargestellten Charakterzüge des Zeitalters der ständischen Gegensätze, roher Humor und Befreiung von kirchlicher Autorität, finden sich wieder in den Hauptgebieten des deutschen x) In einer Edelmannslehre des 15. Jahrhunderts heißt es: Wiltu dich erneren, du junger edelmann, folg du miner lere: Derwüsch in bi dem kragen, erfreuw das herze din, nim im, was er habe, sitz uf, drab zum ban! span uss die pferdelin sin! Halt dich zu dem grünen wald, | Bis frisch und darzu unverzagt- wan der bur ins holz fert, j wan er nummen pfenning hat, .so renn in kreislich an. j so riss im dgurgel ab! (Nach Lamprecht aus Uhlands Volksliedern.) Kauffmann und Berndt, Geschichtsbetrachtungen I. 16
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