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1. Vom Westfälischen Frieden bis auf unsere Zeit - S. 90

1906 - Leipzig : Dürr
90 Das Zeitalter des Absolutismus fortgesetzt. Das geschah durch Erwerbung der Knigswrde, die sr die Ausbildung der Staatsverwaltung von grter Wichtigkeit wurde.1) Da darin auch eine groe Bedeutung fr die zuknftige Macht-entfaltung des preuischen Staates lag, ist von allen einsichtigen Mnnern jenes Zeitalters erkannt worden; Prinz Eugen und Friedrich der *) Es sei an dieser Stelle kurz hingewiesen auf die Ursachen des Knigsprojekts und die Vorarbeiten fr seine Verwirklichung. Indem Friedrich Iii. seinen eigenen Wnschen folgte, wenn er nach der Knigswrde strebte, war er doch, wie oben er-whnt, auch von der Stimmung und Ansicht seiner Zeitgenossen abhngig; denn Nang-und Standesfragen gehrten damals zu den wichtigsten des Lebens. Und nun waren die Bedingungen fr eine Rangerhhung der brandenburgischen Kurfrsten vorhanden: ein groes Herrschaftsgebiet, ausreichende Finanzmittel und vor allem ein tchtiges, starkes Heer. Sachsen und Hannover waren auerdem mit gutem Beispiel voran-gegangen; jenes hatte die polnische Knigswrde, dieses die Kurwrde erlangt. Von den Manahmen, die zur Erreichung der Knigskrone getroffen wurden, ist fr uns heute am interessantesten das hinterlistige Treiben der Jesuiten, die aus der Absicht des Kurfrsten fr ihre Macht und ihren Einflu Gewinn ziehen wollten. Unter der Bedingung, da Brandenburg-Preuen katholisch wrde, bot die rmische Kirche Kurfürst Friedrich Iii. die Knigskrone an und bediente sich dabei des gewandten italienischen Jesuitenpaters Karl Moritz Vota, des Beichtvaters Knigs Johann Sobieski von Polen, der sein Handwerk vorzglich verstand. Neben Vota war in gleichem Sinne ttig Bischof Zaluski von Ermland, der sich persnlich aus Rom die Anweisung fr das Bekehruugswerk in Brandenburg-Preuen von Papst Inno-zenz Xii. holte und mit groen Versprechungen fr den Landesfrsten heimkehrte. In Wien war ebenfalls ein Jesuitenpater Friedrich von Ldinghausen, genannt Wolf, der Frsprecher des Knigsprojekts, der namentlich die kirchlichen Bedenken des Kaisers Leopold Ii., dem ein protestantischer König in Deutschland schier eine Unmglichkeit dnkte, zu besiegen wute. Er plante die Vermhlung des brandenburgischen Krn-Prinzen Friedrich Wilhelm mit einer sterreichischen Erzherzogin und hoffte so den neuen König zu bekehren. Wenn auch diese Jesuiten durch ihre Machenschaften bei dem festen religisen und kirchlichen Standpunkt des Kurfrsten nichts erreichten, so haben sie die Stimmung fr seinen Plan doch sehr gefrdert; freilich hat die rmische Kirche nach vollendeter Tatsache feindselig Widerspruch erhoben, da sie bei der neugeschaffenen Knigswrde nicht den geringsten Vorteil davongetragen hatte, ja nicht einmal die Einrichtung eines stehenden katholischen Gottesdienstes in Berlin erreichte. Nach mehr-monatlichen Verhandlungen angesichts des drohenden Spanischen Erbfolgekrieges hat Kaiser Leopold I. am 17. November 1700 das Aktenstck unterzeichnet: Der neue preuische König verpflichtet sich gegen die Anerkennung der Knigswrde durch den Kaiser zu einem Bndnis mit sterreich int' Spanischen Erbfolgekrieg, zur Stellung von 8000 Mann Hilfstruppen, zum Verzicht auf die vom Kaiser zu zahlenden Hilfs-gelder aus frheren Kriegen, zur Anerkennung der hannoverschen Kurwrde, zur Verpflichtung , bei knftigen Kaiserwahlen die brandenburgische Kurstimme dem fter-reichischen Bewerber zu geben, und die katholischen Untertanen nicht zu bedrcken." Auf weitere Wnsche betreffs der katholischen Kirche war Friedrich nicht eingegangen, auch nicht auf den katholischen Gottesdienst in Berlin. Neben der Anerkennung der Knigswrde verpflichtete sich der Kaiser zur Zahlung von 150 000 Gulden fr den Krieg.
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