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1. Vom Westfälischen Frieden bis auf unsere Zeit - S. 179

1906 - Leipzig : Dürr
Die Ursachen, der Verlauf und die Folgen der franzsischen Revolution 179 Bestndigkeit, den Erwartungen, die das Volk auf ihn setzte, nicht gerecht werden konnte, da trotz aller Anstze zu Reformen (Turgot plante eine Verwaltungsreform mit der Richtung auf Selbstverwaltung, eine Wirt-schastsreform in physiokratischem Sinne) der König seine Ratgeber Turgot und Necker gegenber den Rnken der hochmtigen und erst im Unglck gereiften Knigin Marie Antoinette und der Hofleute nicht zu halten im-stnde war. Der Hof wollte von langweiliger Sparsamkeit nichts wissen; die Ausgaben berstiegen um viele Millionen die Einnahmen. Als schlie-lich die Not auf ihrem Hhepunkt war, alle Mittel erschpft waren, als die von Calonne berufene Notabelnversammlung (1787) sich ihrer Vorrechte zu begeben weigerte, da blieb dem neu berufenen Minister Necker in dem allgemeinen Chaos nur die Berufung der Reichsstnde noch brig, die seit 1614 nicht mehr zusammengetreten waren. Was dieser Schritt bei der furchtbaren, malosen Erregung des Volkes bedeutete, sollte nur zu bald klar werden. b) Die wirtschaftliche Notlage. Diese groe Erregung und Verbitterung hatte ihren Hauptgrund in der elenden wirtschaftlichen Lage, in der sich der weitaus grere Teil des franzsischen Volkes befand. Die Verschwendungssucht des Knigs, die groen, verlustreichen Kriege hatten den Staat fast ruiniert. Noch immer bestand das unheilvolle System der Steuerverpachtung (vgl. Bd. Ii, 46, S. 21), das so manchen armen Bauern an den Bettelstab brachte. Das schlimmste und erbitterndste aber war doch die schlechte Einkommen- und Lastenverteilung. Der Adel und die hohe Geistlichkeit, in deren Hnden beinah die Hlfte des Landes war belief sich doch zu Anfang der Revolution das liegende Besitztum der toten Hand auf fast 4 Milliarden Frank! , waren steuerfrei; nur freiwillige Ge-schenke" wurden ihnen zeitweise auferlegt. Im Besitze kniglicher Pen-sionen und Pfrnden fhrten sie ein ppiges, sittenloses Leben, ohne auch nur einen Gedanken daran, da hohe gesellschaftliche Stellung auch hohe sittliche Pflichten auferlegt. Brger und Bauern allein waren die Trger der wesentlichsten unmittelbaren Steuer, der Taille. Ebenso waren die mittelbaren Steuern so eingerichtet, da sie vornehmlich die erwerbenden Stnde belasteten; die Salzsteuer wirkte wie eine Kopfsteuer namentlich auf die rmeren, zumal sie mit dem Zwang verbunden war, jhrlich eine bestimmte Menge Salz zu kaufen. Die Weinsteuer war so drckend, da viele Bauern auf den Weinbau berhaupt verzichteten und die Reben aus dem Boden rissen. Die hohen Zlle und alle die auf knstliche Frderung des Gewerbes abzielenden Manahmen erschwerten lohnenden Getreidebau. Auer dem Staate forderten aber noch Gutsherr und Kirche Abgaben; es ist berechnet worden, da die Hlfte des Ertrages einer Bauernwirt-schaft an den Staat, ein Siebentel an den Gutsherrn, ein Siebentel an die 12*
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