Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Vom Westfälischen Frieden bis auf unsere Zeit - S. 227

1906 - Leipzig : Dürr
Preuens Fall und Erhebung 227 Sinne hatte und wie sie noch heute zum Segen des Vaterlandes blhend gedeiht. Wir knnen Schleiermacher aber auch als den Vater unserer religisen Wiedergeburt bezeichnen. Das religise Leben in Preußen hatte unter der Flachheit und Trockenheit des Rationalismus, ebenso sehr aber auch unter den engherzigen Maregeln des berzeugungszwanges und den betrgen-schen, auf den Aberglauben berechneten Bestrebungen geheimnisvoller Ge-sellschasten und Persnlichkeiten schwer gelitten. Der religisen Verwirrung war religise Gleichgltigkeit gefolgt. Vergebens hatten glaubensstarke Prediger, Schleiermacher an der Spitze, ihre Stimme erhoben. Erst als der Herr ein Strafgericht ohnegleichen sandte, erst da hrte das Volk Gottes Stimme, die durch den Mund seiner Diener zu ihm sprach. Diese Diener aber waren auch andere geworden. Sie hatten sich abgewendet von der seichten Moraltheologie des Rationalismus und waren wieder herabgestiegen in die Tiefen des christlichen Glaubens. Sie hatten, von Schleiermacher angeregt, die Person des Heilandes wieder in den Mittel-punkt des religisen Lebens gestellt. Es war eine reiche und kstliche Ernte, die Schleiermacher am 28. Mrz 1813 beschieden war. In der Predigt, die er an diesem Tage nach Verlesung des kniglichen Aufrufes an seine Gemeinde richtete, da hielt er diese Ernte. Wie bebte sein Herz vor frommer Dankbarkeit, wenn er zurckschaute auf die zwar harte, aber so segensreiche Leidensschule von 1806 bis 1813, wie leuchtete in seiner Seele die freudige und glubige Hoffnung, wenn er vorwrts schaute auf den heiligen Krieg, zu dem sein Volk begeistert sich erhoben hatte. Es ist bezeichnend fr den Geist der Zeit, da Philosophen und Theologen von glhender Begeisterung erfllte politische Reden hielten, damals gleichbedeutend mit patriotischen Reden, und da politische Dichter wie Rckert, Arndt, Krner und Schenkendorf Kirchenlieder und geistliche Sonette dichteten. Niemals ist uns die innere Verwandtschaft von Reli-gion, Wissenschaft, Kunst und Politik deutlicher bewiesen worden, niemals hat das gemeinsame Band des Idealismus sie schner miteinander ver-bunden als damals. In den Dichtern der Besreignngskriege trat die Macht auf, die gleich dem Sturmwinde die Flamme brausend sucht". Was in allen Herzen brannte, sand in ihren Dichtungen Ausdruck; was die groen Geister entzndet hatten, wurde durch sie zur ungeheuren Flamme angefacht. Und als wollte sie im Wehen mit sich fort der Erde Wucht reien in gewaltiger Flucht, wchst sie in des Himmelshhen riesengro." Selbst ein Mann wie Napoleon mute dieser Gtterstrke" weichen. Die Worte Fichtes und Schleiermachers waren nur einem Teile des Volkes zugnglich und konnten auf die breiten Massen nur mittelbar wirken; aber diese poetischen Bltter wirbelten durch das ganze Land, die 15*
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer