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1. Vom Westfälischen Frieden bis auf unsere Zeit - S. 273

1906 - Leipzig : Dürr
Das Streben nach nationaler Einheit und politischer Freiheit 273 lehnen war auch sterreich nicht geeignet; denn diese Sttze gab bedenklich nach. Auerdem hegte man seit dem Bayerischen Erbfolgekriege berechtigte Zweifel an der Uneigenntzigkeit sterreichs. So blieb nur Frankreich. Den sddeutschen Fürsten war der Hof der franzsischen Könige ein Vor-bild gewesen, das sie mit der grten Gewissenhaftigkeit nachahmten; bei ihren Untertanen hatten franzsisches Wesen und franzsische Sprache mehr und mehr Eingang gefunden, so da der Boden fr eine politische Verbindung wohl vorbereitet war. Freilich trat dann der Geist der franzsischen Revolution in starken Widerspruch mit der patriarchalischen Serenissimusherrlichkeit; aber Napoleons Grundsatz: Und bist du nicht willig, so brauch' ich Gewalt" glich diesen Gegensatz wieder aus, so da das Ungeheuerliche und Unerhrte zustande kam, die Grndung des Rhein-bundes unter dem Protektorate des franzsischen Kaisers, eine Schafherde unter dem Protektorate des Wolfes. Es war die Zeit der traurigsten Zerrissenheit Deutschlands: sterreich und Preußen durch die Kluft des Siebenjhrigen Krieges voneinander getrennt, die deutschen Kleinstaaten von sterreich im Stiche gelassen, von Preußen sich mitrauisch ab-wendend, dem Erbfeinde Deutschlands sich ausliefernd. Da mochten wohl viele Patrioten im Norden und Sden bekmmerten Herzens an das traurige Beispiel Griechenlands denken. Hier wie dort jahrhuuderte-lange Uneinigkeit, ein dreiigjhrigjhriger Kampf, der das ganze Land an den Rand des Verderbens brachte (Peloponnesischer Krieg Dreiig-jhriger Krieg), das Ringen zweier Staaten um die Vorherrschaft (Athen, Sparta Preußen, sterreich), die Einmischung fremder Mchte (Perser, Mazedonier Russen, Schweden, Franzosen), Unterwerfung durch einen fremden Eroberer (Philipp, Alexander Napoleon), erzwungene Beteiligung an einem abenteuerlichen Heereszuge im Gefolge des Siegers (Alexanders Zug nach Asien Napoleons Zug nach Rußland) und endlich bei beiden Vlkern die hchste Blte geistiger Kultur kurz vor dem politischen Niedergange, gleichsam eine Entschdigung der Vor-sehung fr das nationale Unglck. Da lag die Schlufolgerung nahe, da auch das Ende ein gleiches sein werde, nmlich endgltiger Verlust der politischen Selbstndigkeit und Vernichtung der nationalen Eigenart. Gott aber hatte es anders beschlossen. Unser Volk sollte zwar eine harte und schwere Leidensschule unter Gottes heimsuchender Hand durchmachen; aber es sollte nicht untergehen. Gleich dem Heilande verachtet, verspottet, gemihandelt, geschlagen und verurteilt, unter den Trmmern der alten friederizianischen Herrlichkeit begraben, hat das preuische Volk sich leuchtend emporgehoben aus der Grabesnacht der Fremdherrschaft. Als der Engel des Herrn die Heerscharen Napoleons auf den Schnee- und Eisfeldern Rulands vernichtete, da wlzte er den Stein von des Grabes Kauffmann, Berndt und Tomuschat, Geschichtsbetrachtungen. Il 18
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