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1. Vom Westfälischen Frieden bis auf unsere Zeit - S. 277

1906 - Leipzig : Dürr
Das Streben nach nationaler Einheit und politischer Freiheit 277 Frieden zwischen Regierenden und Regierten gestrt. Er wurde den deut-schen Patrioten zu einer schweren Anklage des Wortbruches gegen den preuischen Staat, als ob der preuische Staat verantwortlich gemacht werden knnte fr das Ergebnis des Wiener Kongresses und das traurige Machwerk der daraus hervorgehenden deutschen Bundesverfassung, als ob nicht sterreichs Unfhigkeit, sich mit seinem Vlkergemisch einem deutschen Nationalstaate einzugliedern und damit das Nationalittsprinzip anzuer-kennen oder gar mit seinen ruhmvollen alten berlieferungen sich dem preuischen Emporkmmlinge, dem ehemaligen Vasallen, unterzuordnen, als ob nicht der deutschen Mittel- und Kleinstaaten ngstliche Besorgnis, ihre neugebackenen Souvernitten und Knigskronen beeintrchtigt oder gar beseitigt zu sehen, als ob nicht die eiferschtige Abneigung der fremden Mchte gegen ein mchtiges Deutschland unter dem durchdringenden und umgestaltenden Einflsse des vor Kraft berschumenden Preußen, als ob das alles nicht Hindernisse genug gewesen wren, um auch den besten Willen Preuens zu vereiteln. Andererseits aber waren diese traurigen Ergebnisse des Wiener Kongresses gewissermaen Samenkrner fr die Zukunft. Es mute jedem einsichtsvollen Patrioten klar sein, da die Ge-staltung der deutschen Verhltnisse, wie sie durch die deutsche Bundesakte vom 8. Juni festgesetzt wurde, auf die Dauer ganz unmglich fei. Htte der Wiener Kongre statt dieser unmglichen Bundesverfassung etwas nur einigermaen Brauchbares geschaffen, das tiefe Sehnen nach deutscher Reichs- und Kaiserherrlichkeit wre verstummt, und das geduldige und zu-friebene deutsche Volk htte sich vielleicht bis heute mit einem Deutschen Bunde begngt. Aber wie die uneinheitliche, zerstckelte Gestalt des preuischen Staates diesen mit zwingender Notwendigkeit dazu drngte, sich durch Eroberung abzurunden, so drngte auch die vllig unzulngliche Form der deutschen Verhltnisse zu einer Neugestaltung. So war es denn kein Wunder, wenn die deutschen Patrioten, namentlich die Preußen, mit tiefer Emprung die traurigen Ergebnisse des Wiener Kongresses hinnahmen. Mochten sie immer-hin vor dem Kriege nur an die Befreiung und Wiederherstellung des preuischen Vaterlandes gedacht haben, so waren sie doch angesichts der bei-spiellosen Leistungen und der unerwarteten Erfolge der preuischen Waffen wohl berechtigt, mehr zu erwarten. Wenn sie daher in Reden, Flugschriften, Zeitungsartikeln, Versammlungen und Vereinen, vielleicht auch in etlichen vereinzelten Geheimbnden ihrer berechtigten patriotischen Erbitterung Luft machten, so htte man sie ruhig gewhren lassen sollen. Der Deutsche, insbesondere der Norddeutsche, ist zwar sehr kritisch, aber nicht im min-besten revolutionr ober gehetmmnblertsch veranlagt. Es wirb daher in keinem Staate soviel geschimpft als im preuischen, aber auch in keinem
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