Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Vom Westfälischen Frieden bis auf unsere Zeit - S. 359

1906 - Leipzig : Dürr
Der Ausbau des neuen Deutschen Reiches 359 Der Fortschritt der Naturwissenschaften und der Technik hatte die Erfindung zahlloser Maschinen, diese die Durchfhrung einer bis ins kleinste sich verzweigenden Arbeitsteilung und die Einrichtung zahlreicher Fabriken, letztere wieder im Zusammenhang mit der die bisher gebunden liegenden wirtschaftlichen Krfte entfesselnden Gewerbefreiheit eine ungeheure Entwicklung der Industrie zur Folge. Das geschah aber nicht nur in Deutschland, sondern war bereits frher in England und Frankreich geschehen , trat dann auch in Amerika und fchlielich in allen Kulturvlkern der Welt ein. Damit war das bis dahin geltende System der Volkswirtschaft durchbrochen, nach dem jedes Volk fr alle seine Bedrfnisse selbst sorgte (vgl. 46, 2c); die Zeit der Weltwirt-schoft war gekommen. Was der Deutsche heutzutage braucht, ist gar oft in Amerika verfertigt oder doch wenigstens im Auslande als Rohstoff er-zeugt, und umgekehrt kauft das Ausland deutsche Erzeugnisse. So ist mit der Volkswirtschaft eine Steigerung der Einfuhr verbunden, die uns die Produkte der fremden Lnder als zu verarbeitende Rohstoffe oder als fertige Waren darbietet; Deutschland fhrte 1904 fr 6864,3 Mill. Mark ein, an Tabak z. B. fr 106 Millionen, Felle fr 270 Millionen, Baumwolle fr 319 Millionen, Seide fr 149 Millionen Mark. In gleicher Weise ist aber auch die Ausfuhr gewachsen; sie betrug 1904 fr 5315,4 Millionen Mark; an Eisenwaren z. B. wurden ausgefhrt fr 393 x/3 Millionen Mark, an Glas fr 39 Millionen, an Spielwaren fr 55 V Millionen, an Zucker fr 159 Millionen Mark. Dadurch ist die Mglichkeit gegeben, zahlreiche Fabriken zu unterhalten und groe Mengen von Arbeitern zu beschftigen. Diesen Segnungen der neuen Wirtschaftsform stehen aber auch Ge-fahren gegenber. Angenommen, Deutschland wre in den Bahnen des Freihandels geblieben und htte z. B. seine Landwirtschast nicht durch hohe Eingangszlle auf Getreide geschtzt, so knnte der russische Roggen zu viel billigeren Preisen der die Grenze kommen, da er dort bei der groen Latifundienwirtschaft, den geringen Ansprchen der Bauern, dem z. T. auch jungfrulichen Boden viel billiger hergestellt werden kann. Die Folge wre eine Verarmung des deutschen Bauern, der fr seinen besseren, aber teueren Roggen geringere Preise bekme und schlielich gezwungen wre, den Ge-treidebau berhaupt einzustellen, sein Gut loszuschlagen, als Heimat-loser, besitzloser Mann in die Stadt zu ziehen und dort das Proletariat zu vermehren. Ein wirtschaftlich strkerer Produktionszweig des Auslandes kann also einen wirtschaftlich schwcheren des Inlandes vernichten. Deutschland fhrt nach England fr ungefhr 120 Millionen Mark
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer