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1. Vom Westfälischen Frieden bis auf unsere Zeit - S. 375

1906 - Leipzig : Dürr
Deutschland im Zeitalter der Weltmachtpolitik 375 der Meer; acht Milliarden deutschen Kapitals werben im Auslande, und die gewaltigsten, schnellsten Schiffe der Welt, die zweitgrte Handelsflotte ist unser. Nicht mehr Deutschland, nein, die Welt ist das Feld, da wir einkaufen und verkaufen, auf das unsere Industrie, unser Handel, unsere Arbeiter gewiesen sind. Die nchternen und allezeit klugen Kpfe verlachten den Groen Kurfürst, als er, feiner Zeit weit voraus, in Afrika sich ansiedeln wollte. Heute haben viel Tausende von uns liebe Freunde und Angehrige im fernen deutschen Lande, dort, wo sie Kulturtrger sind, wie in China, Samoa, dort wo sie kmpfen und bluten, wie in Afrika; deutsche Soldaten, deutsche Beamte in deutschen Kolonien! Und wenn sich die Weltgeschichte des 19. Jahrhunderts, die groe Verschiebung des politischen Gleichgewichts, die Grndung des deutschen und italienischen Nationalstaates im wesentlichen auf europischem Boden vollzog, so mu sich heute der Blick des deutschen Patrioten auf die ganze Welt erweitern: als Weltmacht stehen wir inmitten der mitunter brausend-brandenden oder geheimnisvoll strudelnden Weltpolitik. Da schauen wir abstoend und kalt des angelschsischen Vettern Gesicht; er mag den strenden Konkurrenten, den deutschen Michel, der so lange geschlafen, und nun so eifrig wacht, nicht ausstehen. Ein gewaltiges Weltreich will er sich schaffen, grer, erdumspannender denn der Rmer Imperium. In Australien und Indien, der Buren einstigem Staat und Afrikas heier Zone, in gypten und Kanada soll zusammenhaltend der Union Jack wehen, und, sich durch hohe Zlle fchroff abschlieend von allen anderen Vlkern, sollen alle diese Staaten zusammenwachsen zu einem groen, die Welt beherrschenden, weil andere Völker wirtschaftlich nicht gebrauchenden Reiche. Amerika trumt gleichen Traum; seit der Iankee im spanischen Krieg so leichte Siege errungen, ist der Imperialismus seine Lebenskraft geworden: Amerika den Amerikanern!", und darber hinaus will er die riesigen Krfte des jungfrulichen Bodens verwenden unter so genialer Leitung wie der des jetzigen Prsidenten. Und wenn wir auf Rußland, Frankreich, Japan achten, berall die gleichen Ziele: mglichste Machtentfaltung, mglichste Gebietserweiterung, mglichst weitausgedehnte wirtschaftliche Geltung. Ihnen allen gesellt sich Deutschland zu. Der Staat, der heute die zweitgrte Handelsflotte aufweist, der mit feiner Industrie, seiner Technik und seinem Organisationstalent in alle Winkel der Erde gedrungen, der Staat, der alljhrlich um 800 000 Menschen zunimmt, fr die in ab-sehbarer Zeit in diesem Deutschland kein Platz mehr ist, der Staat, dessen geistige Gaben und Krfte so leicht nicht berschtzt werden knnen, er
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