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1. Die Ausgestaltung der europäischen Kultur und deren Verbreitung über den Erdball - S. 5

1912 - München : Oldenbourg
Frankreich unter Ludwig Xiv. bis 1700. 5 2. Die wirtschaftlichen Verhältnisse. Frankreich war mit unter den ersten Län-bem, die von der mittelalterlichen Stabtwirtschaft zur neuzeitlichen Volkswirtschaft übergingen. Für diese galt das von C o l b e r t begünstigte Merkantil-system (S. 2). Man glaubte nämlich, daß der Reichtum eines Volkes im Besitze von Ebelmetall bestehe. Deshalb suchte man möglichst viel Ebelmetall im Lanbe zu behalten bzw. ins Land zu ziehen durch Beschränkung der Einfuhr fremder Jndu-strieerzeugnifse und Steigerung der Ausfuhr eigener1). Rohprodukte bagegen und Nahrungsmittel sollten möglichst im Lande bleiben ober billig eingeführt werben, bamit bieinbnstrieauch billig produzieren konnte. Tatsächlich hob sich die Industrie, für die man Staatsfabriken anlegte und geschulte Arbeiter aus dem Auslanbe berief: so würden die englische Strumpfwirkerei, die hollänbische Tuchmacherei, die venetianische Spiegelinbustrie usw. nach Frankreich verpflanzt; die französischen Seibenwaren, Pariser Spitzen mtb Gobelins (Wandteppiche), das Porzellan von Sevres (bei St. Cloud) u. dgl. erlangten Weltruf. Für den Handel tat Colbert ebenfalls viel: er baute Straßen und K a n ä I e, so den Südkanal, der das Mittelmeer mit dem Atlantischen Ozean verband, begünstigte Handelsgesellschaften, wie die Ost- und die Westindische, und gewährte Ausfuhrprämien und Monopole. Kolonien, z. B. Kanada, Louisiana, ferner Cayenne (in Westindien), Pondicherry (in Ostindien), Senegambien (in Westafrika) u. a. lieferten für das Mutterland Rohprodukte und nahmen dessen Jndustriewaren, einige, wie Kanada und Louisiana, auch die überschüssige französische Bevölkerung auf. — Die Steuern, außer der Grund- und Personalsteuer (taille) meistens indirekte (Anhang S. Ix), wurden durch Colbert neu geordnet, blieben indes nach wie vor verpachtet und drückten schwer auf die unteren Stände. So stiegen allerdings die jährlichen Staatseinahmen von etwa 85 Millionen Livres auf 150 (nach heutigem Geldwert rund 900 Millionen Francs). Aber die Verschwendung des Hofes, die ungezügelte Banlust des Königs und vor allem die unaufhörlichen Kriege verschlangen Riefenfummen und führten allmählich zur völligen Verarmung des Landes. Schon um 1695 hatte Frankreich eine Schuldenlast von 1000 Millionen Livres. 3. Das Hofleben. Das gesamte Leben am Hose, der sich meist in dem neuer-bauten Versailles aufhielt, war geregelt durch die strengste Etikette, zu der besonders die Königin und nach deren Tode (1683) Ludwigs zweite Gemahlin, Frau von Maintenon, neigten. Die Sitten und Moden des Hofes, die französische Hoftracht mit der wallenden Allonge-(Locken-)Perücke, die französische Bildung und Sprache2) herrschten fortan in den höheren Kreisen Europas. 4. Kunst und Literatur. Am meisten begünstigte Ludwig die Baukunst, weil der damals herrschende Barockstil mit seiner Vorliebe für das Kolossale und Prunkvolle dem König sehr zusagte. So ließ er, größtenteils durch den Baumeister Mansarb, den Großneffen des (Zweit. Band S. 188) genannten gleichnamigen f 1708 Künstlers, mit ungeheuren Kosten (150 Millionen Livres) das prachtvolle Schloß Versailles (südwestl. v. Paris) errichten. An das Schloß reihten sich die von dem Gartenkünstler L e n o t r e geschaffenen Parkanlagen mit ihren Springbrun- f 1700 x) Der Wert der Ausfuhr sollte also den der Einfuhr übertreffen. Doch übersah man dabei, daß zum Nationalvermögen auch Grundbesitz, Häuser, Vieh, Sammlungen, Bildung^ vnstalten und viele andere Dinge gehören, die sich wirtschaftlich nutzbar machen lassen. 2) Seit Ludwig Xiv. wurde das Französische an Stelle des Lateinischen auch zur internationalen Hof- und Diplomatensprache.
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