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1. Vom ersten Auftreten der Germanen bis zum Beginn des Dreißigjährigen Krieges - S. 130

1904 - Erlangen [u.a.] : Deichert
130 V. Von Rudolf von Habsburg bis zu Karl V. Schwarzer Tod. Juden- verfolgungen. Geißler. Karls Sorge für Böhmen und sein Haus. von Schwarzburg durch eine Abfindungssumme zum Verzicht auf die Kroue hatte bewegen lassen (1349). In den ersten Jahren der Regierung Karls wurde Deutschland von schweren Heimsuchungen getroffen. Heuschreckenschwärme verursachten mehrere Mißernten und ein gewaltiges Erdbeben in den Alpenländern erfüllte die Gemüter mit bangen Ahnungen. Am furchtbarsten aber war der Ausbruch einer pestartigen S e n ch e (des sog. Schwarzen Todes), die, vom Orient eingeschleppt, einen verheerenden Umzug durch Europa hielt und in vielen aufblühenden Städten, in denen auf engem Flächenraum große Menschenmengen zusammengedrängt waren, die Hälfte der Bevölkerung oder noch mehr hinwegraffte. Es war natürlich, daß solche Katastrophen das Gemüt des Volkes in seiner Tiefe aufregten und manche Verwirrung anrichteten. So kam es denn auch zu verschiedenen Ausschreitungen auf sittlichem und religiösem Gebiet. Bei der geringen Bildung der Menge und dem Haß der ärmeren und verschuldeten Klassen gegen reiche Juden glaubten viele, die Juden seien durch Vergiftung der Brunnen die Urheber der todbringenden Krankheit geworden. Der unheilvolle Wahn ergriff ganze Schichten der Bevölkerung und führte zu den Judenverfolgungen, die mit blindem Fanatismus und unmenschlicher Grausamkeit ausgeführt wurden. — Andere sahen in dem Schwarzen Tod den Zorn des Himmels, ein Strafgericht über die herrschende Lasterhaftigkeit der gottentfremdeten Menschen und diese vereinigten sich, um den göttlichen Richter mit sich zu versöhnen, zu den sogenannten Geißlergesellschaften (Flagellanten), zogen unter Bußgesängen im Lande umher, entkleideten den Oberleib, warfen sich zu Boden und schlugen sich bis aufs Blut. 2. In so unruhigen Zeiten wäre eine tatkräftige Regierung am Platze gewesen. Karl aber kümmerte sich wenig um die Vorkommnisfe im Reich und wandte feine Tätigkeit hauptsächlich seinem Stammlande Böhmen zu, das er auf Kosten Deutschlands zur Blüte zu bringen suchte. Er rief deutsche Ansiedler — Bauern, Handwerker, Künstler ■— ins Land, förderte Ackerbau und Gewerbe, legte Bergwerke an, gründete Dörfer und Städte (Karlsbad), machte die Moldau schiffbar und baute Straßen und Brücken (Karlsbrücke). In Prag, seinem Lieblingsaufenthalt, reihte sich ein Palast an den anderen (Hradschin); hier gründete er auch unter Mitwirkung des italienischen Dichters Petrarca 1348 eine Universität, „die erste dieser wichtigen Kulturstätten in Deutschland". Prag wurde einer der vornehmsten Plätze Europas. Mit Stolz blickte er auf diese seine Schöpfung. „Das ist mein Werk", so pflegte er zu sagen, wenn er den Fürsten von seinem Schlosse aus die Stadt zeigte. Die einseitige Fürsorge für Böhmen und die Vernachlässigung des Reiches veranlaßte Maximilian I., das herbe Urteil über ihn auszusprechen: „Er war Böhmens Erz- und des Reiches Stiefvater".
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