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1. Leitfaden für den Geschichtsunterricht in Mittel- und Mädchenschulen - S. 226

1902 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
226 Ii Die Reformation, zu verwerten, da legte sie in ihrer immer weiter gehenden Entartung gleichzeitig den Gruud zu jener gewaltigen Bewegung, die wir mit dem Namen Reformation bezeichnen. Je mehr die Ppste weltlicher Macht und Herrlichkeit nachjagten, desto mehr gerieten Zucht und Sitte bei ihnen in Verfall. Prachtliebend und verschwenderisch, be-nutzten die meisten von ihnen ihre hohe geistliche Stellung nur dazu, um mglichst viel Geld zusammen zu schlagen, und vergaben Bis-tmer und Abteien an diejenigen, die den hchsten Preis dafr zahlten. Einige berlieen sich einem Lebenswandel, der schon bei Laien verdammlich erscheinen mute, bei dem Oberhaupte der Christen-heit aber doppelt verabscheuuugswrdig war. Und das Beispiel, das die Ppste gaben, wurde von der gesamten Geistlichkeit getreulich nachgeahmt. In Gold und Seide gekleidet, den Falken auf der Faust, so zogen die Bischfe und bte auf die Jagd oder zu Turnieren; fter noch legten sie die Rstung an als das geistliche Gewand, fter noch griffen sie zum Schwert als zum Mebuch. Die Klster, einst Sitze der Bildung und der Wissenschaft, die Zufluchtssttten frommer Andacht und ruhebedrftiger Gemter, sie waren in Roheit und Wstheit entartet; Unsittlichkeit, Faulheit und Verbrechen aller Art hausten hinter ihren Mauern. Mit der bermacht der Kirche und der Sittenlosigkeit der Geistlichen hielt das berhandnehmen der Irrlehren und Mibruche gleichen Schritt. Menschenlehre verdrngte allmhlich die Lehre der Schrift, alles geistliche Leben erstarb, Spitzfindigkeiten, toter Zeremoniendienst und finsterer Aberglaube stellten sich der Wirkung des Wortes und Sakramentes entgegen. Und damit nicht etwa das Irrige in den Lehren und Gebruchen der Kirche vom. Volke erkannt wrde, verbot man ausdrcklich, dem Volk die Bibel in die Hnde zu geben, und verschrie das Studium derselben als Ketzerei. Anstatt die Gemeinde an den Born des Lebens zu führen, erzhlten die Priester von den Kanzeln Heiligengeschichten, selbst Possen und (Schwanke. Freilich war die Mehrzahl der Geistlichen auch so unwissend, das eine Kenntnis der Heilswahrheiten kaum von ihnen erwartet werden durfte. Zu den Grundirrlehren der rmischen Kirche gehrten die Lehren von der Rechtfertigung durch gute Werke, vom berflieenden Schatz (an guten Werken) der Heiligen, von welchem der Papst ablassen knne, vom Fegefeuer, in dem die Seelen der Verstorbenen gelutert wrden n. ct. Einer der schreiendsten Mibruche war neben dem Heiligen- und Reliquiendienst der Ablahandel. In der lteren christlichen Kirche wurden der solche, die sich offenbarer Snden schuldig machten, Kirchenstrafen verhngt. Wer nun aufrichtige Reue zeigte, dem wurde ein Teil oder die ganze Bue
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