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1. Geschichts-Leitfaden für Bürger- und Mittelschulen - S. 277

1892 - Gera : Hofmann
277 Maigesetzen" von 1873, welche die Machtflle der Kirche beschrnkten, und erklrten, sie mten Gott, d. h. seinem unfehlbaren Stellvertreter in Rom, mehr gehorchen als den Menschen, d. h. den nationalen Ge-setzgebern. Die Staatsgewalt hingegen drang mit allen gesetzlichen Mitteln auf eine Unterwerfung aller Unterthanen unter die Gesetze des Staates. Wieder schallte die alte Kampflosung durch das deutsche Land: Hie Kaiser! Hie Papst!" Wieder entzweite die alte Streitfrage die Gemter: Kirchen- oder Staatsgewalt, Rom oder Deutschland? Nach Canossa gehn wir nicht!" rief die nationale Partei mit dem Fürsten Bismarck. In Rom unser geistliches Haupt, in Rom unser Herz!" sagte die priesterliche oder ultramontane Partei. Unter den Nachfolgern des Ministers Falk gab die preuische Regierung in mehreren wichtigen Forderungen der Kirchengewalt nach. Dies bewog den einsichtsvollen Papst Leo Xiii., auch seinerseits die Friedenshand zu bieten und dem Staate einige Zugestndnisse zu machen. Seit 1887 kann der traurige Kulturkampf" als beendet angesehen werden. An eine gefhrliche Klippe geriet das Erwerbsleben 1872. Die franzsischen Milliarden schienen die Kpfe und die Gewissen verrckt zu haben. Jeder wollte reich werden ohne Mhe und ein Leben des be-haglichen Genusses führen. Wie Pilze entstanden berall Fabriken und zweifelhafte Aktienunternehmungen. Es wurden Waren, in den meisten Fllen billig und schlecht", in solchem bermae erzeugt, da zuletzt an keinen Absatz zu denken war. Da kam der groe Krach", in dem die zu-sammenbrechenden Schwindelgeschfte auch manches Lebensglck begruben. Dem unnatrlichen Aufschwnge folgte ein entsprechender Rckgang und Stillstand, den hohen Lhnen der Arbeiter eine Lohnherabsetzung oder Entlassung. Aus den unzufriedenen Arbeitern, die in der Schwindel-Periode" ihre Arbeitgeber durch Streiken, d. h. Arbeitseinstellung, zu Lohnerhhungen gezwungen hatten, verstrkte sich unter der Leitung khner Fhrer die Partei der Sozialdemokraten. Diese bekmpfen die Herr-schast des Kapitals und fordern eine gerechtere Verteilung des Arbeits-ertrags. Sie rtteln an allen Grundlagen unserer gesellschaftlichen, staat-lichen und kirchlichen Einrichtungen, dem Besitzstande und den Standes-unterschieden. Da ohne gewaltsamen Umsturz sich ihre Bestrebungen schwerlich verwirklichen lassen, so sind sie eine groe Gefahr fr Staat und Gesellschaft. Zwei Anhnger jener Partei, der Klempner Hdel und Dr. Nobiling, suchten im Frhling 1878 dur<ch Schsse den geliebten, greisen Kaiser sogar zu tten. Ja, eine Umsturzbande wollte ihn und andere Fürsten bei der Einweihung des National-Denkmals auf dem Nieder-walde in die Luft sprengen. Gott aber schtzte den edlen Monarchen, lie ihn von den Schrotschssen Nobilings genesen und die Missethter ihre verdiente Strafe finden. Auch auf die Könige von Italien und Spanien wie auf den Kaiser von Rußland wurden von Umsturzmnnern Mordversuche unter-nommen. In Rußland entstand die mchtige und thtige Partei der Nihi-listen". Sie glauben nichts, hoffen nichts und wollen alle bestehenden Ein-
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