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1. Deutsche Geschichte von den ältesten Zeiten bis zum Ausgang des Mittelalters - S. 10

1899 - Freiburg im Breisgau [u.a.] : Herder
10 Erster Zeitraum. Bis zur Gründung des Frankenreiches durch Chlodwig. Die Beschäftigung des freien Mannes' bildeten hauptsächlich Jagd und Krieg, sowie der Besuch der Volks- und Gerichtsversammlnng; oft lag er ganze Tage auf der Bärenhaut und zechte mit seinen Nachbarn und Freunden. Die Arbeit im Felde und im Hause fiel den Unfreien, den Frauen und Kindern zu. Die geistigen Bedürfnisse waren gering. Bücher und Schulen kannte man nicht; doch war der Gebrauch einer eigenartigen Schrift, der Rnnen, d. h. geheimnisvoller Zeichen (vgl. raunen, zuraunen), allgemein verbreitet. Man ritzte sie in hölzerne Stäbe und Bretter (daher das Wort „Buchstabe", eigentlich „Buchenstab"), besonders aber in Geräte und Waffen, um den Besitzer zu kennzeichnen oder Zaubersprüche anzubringen. Geistige Anregung und Unterhaltung boten auch die religiösen und weltlichen Lieder, deren Gegenstand die Thaten der Götter und der Helden, z. B. Siegfrieds, des deutschen Achilles, bildeten. Jeder dichtete, wie es ihm der Geist eingab; einen Dichterstand (Skalden) gab es nur bei den Nordgermanen *. o) Der Volksglaube. Wie alle Heiden, so sah auch der Germane in den Elementen und Kräften der Natur höhere Wesen. Als wichtigste Gottheiten sind folgende zu merken: 1. Wodan, von den Nordgermanen Odin genannt, der Gott des Himmels, deffen Auge die Sonne ist, der Schöpfer des Weltalls, der Vater der Götter und Menschen. Im blauen Mantel, den grauen Sturmhut auf dem Haupte, fährt er rauschend durch die Lüfte. Als Gott des Sturmes2 leitet er auch die stürmende Feldschlacht und sendet die Walküren (-- Totenwählerinnen) aus, um die auf der Walstatt Gefallenen in die Himmelsbnrg Walhalla ( Totenhalle) zu geleiten. Zwei Raben, Hugiu (—- Gedanke) und Munin (- Erinnerung) , sitzen auf feinen Schultern und fliegen hinaus, um Kunde von dem Laufe der Welt einzuziehen'. Unter den Wochentagen ist ihm der Mittwoch (niederd. Wunstag oder Gunstag = Wodanstag) heilig. 2. Donar (norb. Thor), Wodans Sohn, der rotbärtige Gott des Gewitters, der ans seinem mit Ziegenböcken bespannten Donnerwagen einherfährt und den immer wieder in seine Hand zurückkehrenden Blitzhammer schleudert. Er spendet den fruchtbaren Gewitterregen und wird daher als Beschützer des Ackerbaues verehrt. Von den Tieren liebt er besonders den roten Fuchs und das rote Eichhörnchen, von den Bäumen die Eiche. Der Donnerstag ist ihm heilig. 3. Ziu (norb. Tyr), in einigen Gegenden Er genannt, ebenfalls ein Sohn Wobans. Er war ursprünglich, wie der griechische Zeus, der Gott bes Himmels; später würde er als Saxnot (— Schwertgenosse) zum Kriegsgott, der gleich dem griechischen Ares sich mitten in die Schlacht stürzt. Der Dienstag (alemann. Zistag, altbayr. Ertag) ist ihm heilig. 1 Vgl. Uhlands Gedicht „Der blinde König". Die „Barden" gehören nicht der deutschen, sondern der keltischen Nation an. 2 Diese Vorstellung hat sich erhalten in den Sagen von dem „wilden Jäger" und von dem „wütenden Heer", b. h. den Geisterscharen der Toten, welche unter der Führung Wodans namentlich in den Nächten zwischen Weihnachten und dem Feste der heiligen drei Könige durch die Luft stürmen. 3 Ein Nachklang dieser Vorstellung tönt uns in der Sage von Kaiser Rotbart entgegen. Vgl. Rückerts Gedicht „Barbarossa".
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