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1. Die Neuzeit - S. 244

1915 - Kempten : Kösel
244 Deutschlands materielle Lage vor dem Dreiigjhrigen Stieg. Ausflu der Donau der Nrnberg nur 40 Stunden Weges zu Lande zu machen htten. Doch begngte man sich hier nicht etwa mit reinem Zwischen-Handel; schlesische Leinwand, italienische Seide, englische Tuche bearbeitete man erst, ehe sie weiter vertrieben wurden; man kennt die Mannigfaltigkeit des der Kunst nahe verwandten Handwerks, das von allen Seiten der Welt sich hierher zog und s eine Erzeugnisse von hier in alle Welt aussandte. Im Jahre 1544 befand sich einer der oben erwhnten Venezianer hier; dieser einsichtige Repu-blikaner kann den Nrnbergern seine Bewunderung nicht versagen. Er rhmt, wie sparsam sie in ihren Husern leben; wie sie sich nicht allzu prchtig in Seide und kostbares Pelzwerk kleiden, ihre Feste mit Migkeit begehen; wie sie dann, da sie in der Fremde und zu Hause immerfort gewinnen, tglich reicher werden. In demselben Sinne werde die Stadt verwaltet. Man knne rechnen, da sie jhrlich bei drei Vierteil ihrer Einknfte erspare; sie msse einen Schatz von 15 Millionen Gulden haben. Wenn Nrnberg die Tochter von Venedig sei, so habe es die Mutter hierin weit bertroffen. Dabei spare man nicht bei dem Notwendigen; ohne Rcksicht auf die Kosten befestige man die Stadt und rste sie aus; er habe daselbst bei 300 Stck Geschtz, in den Kornhusern fr mehr als zwei Jahre Getreide gefunden; das Volk sei den herrschenden Ge-schlechtem mehr als irgendwo anders gehorsam. Freilich hatten sich auch diese noch nicht als Adel abgesondert: sie trieben den Handel wie ihre Vter und Mitbrger. Ihr einheimischer Poet findet, da ihnen Weisheit, Gerechtigkeit und Gewalt zur Seite stnden. Nicht minder blhte Augsburg. Die Kosten des Schmalkaldischen Krieges hat man auf drei Millionen Gulden berechnet; doch ist es wohl ein Irrtum, da sich die Stadt seitdem nie wieder habe erholen knnen. Im Jahre 1560 nennt Guicciardini') Augsburg die reichste und mchtigste deutsche Stadt. Wie prchtig, mit wie reichen Geschenken empfing man 1566 Kaiser Maximilian und seine Gemahlin! Erst im Jahre 1567 versah sich der Rat mit kostbarem Silbergeschirr, prchtigen Schsseln und Pokalen worin damals vor allem der deutsche Luxus bestand um hohe Gste wrdig zu empfangen. Mit groem Behagen verweilt unser Kosmograph Mnster2) bei Augsburg. Er wei nicht genug zu sagen, mit welcher Billigkeit die Obrigkeit der Gemeine vorstehe, wie glck-Haft und tugendlich die Brger sowohl untereinander leben als ihren Handel in der Fremde treiben; wie ehrlich sie ihre Kinder auferziehen; wie ein jeder in Schmuck und Zierat seines Hauses mit den andern wetteifere; wie prchtig, kostbar un d wohleingerichtet ihre Lebensart und Sitte sei. Der Lustgarten der - *) Der italienische Geschichtschreiber Francesco Guicciardini f14831540). 2) Sebastian Mnster (14891552) verfate das groe, mit vielen Abbildungen versehene Werk Cosmographia" im Jahre 1544.
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