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1. Die Neuzeit - S. 283

1915 - Kempten : Kösel
Die Leidenszeit Deutschlands nach zeitgenssischen Berichten. 283 12. Die heidenszeif Deutfchlcinds nach zeitgenhifchen Berichten. ') A. Aus den Gesichten Philanders von Sittewald, Sechstes Gesichte: Solbatenleben. Philander von Sittewald ist in die Hnde einer Bande von Marodeuren gefallen, die bereits eine Anzahl Gefangener gemacht Haben. Zwei Stunden vor Tagesanbruch verlassen die Ruber ihren Schlupfwinkel, eine verlassene Kirche. Phil ander darf reiten, die andern Gefangenen mssen zu Fu gehen und sind auf dem Wege argen Mihandlungen ausgesetzt. Spter erweist Philander den Marodeuren einen groen Dienst, indem er ihnen einen mit griechischen Buchstaben geschriebenen, in franzsischer Sprache abgefaten Brief entziffert, der sie vor einem feindlichen berfall warnt. Die Banditen schenken ihm daher die Freiheit unter der Bedingung, da er sich nicht ohne ihre Erlaubnis aus ihrer Gesellschaft entferne. Von den andern Gefangenen werden nun Lse-gelber erpret; aber nur wenige verstehen sich freiwillig dazu; die brigen werben auf entsetzliche Weise gefoltert; das wirb folgenbermaen geschilbert: Weil nun keiner was versprechen wolle, da solle man Jammer gesehen haben, wie grausame Marter einem vnnd dem andern angethan worden. Dem eenen wurden beede Hnd auff den Rcken gebunden vnnd mit einer durchlcherten Ahle ein Rohaar durch die Zunge gezogen, welches, so man es nur ein wenig an oder auff vnnd ab gezogen, dem elenden Menschen solche Marter verursachet, da er offt den todt geschryen, aber vmb jeden Schr>y vier Streich mit der Karbatsche auff die Waden halten muste; ich glaube, der Kerls htte sich selber entleibet, wo er seiner Hnde gebrauchen knnen, nur de Schmitzens zu entkommen. Eim andern wurde ein Seyl mit vielen Knpffeu vmb die Stirn gebunden, vnnd mit einem Knebel hin den zu, ober dem Nacken, zusammen getrhet, da ihm das helle Blut zu der Stirne, zu Mund vnnd Nase, auch zu den Augen auflosse vnnd der arme Mansch als ein Besessener ausahe. Ich erjchracfe dieser schrcklichen Plagen vnnd vnbarmhertzigen Tyranney, bte den Bttrwtz2), da er doch an Gott vnnd an sein Gewissen bencfen wolte vnnd der armen vnschuldigen Leuthe etwas mit der Marter schonen. Aber er sprach zu mir in Zorn, wann du viel Mitleiden haben will, so bleibstu min Freund nicht lang; der ist de Teuffels, der Mitleyden hat. Unter den zeitgenssischen Berichten nehmen die in dichterisches Gewanb ge-kleibeten Darstellungen von Meschenich und Grimmelshausen die erste Stelle ein. Hans Michael Moscherosch (geb. 1601 in Willstdt bei Straburg, gest. 1669 in Worms) schilderte die unglcklichen Zustnde Deutschlands in dem Werke Wunderliche und warhasftige Gesichte Philanbers von Sittewalb"; Hans Jacob Christoffel von Gr im-mel.shausen (geb. um 1625 in Gelnhausen in Hessen, gest. 1676 in Renchen in Baden) gab in dem Roman Der abentheuerliche Simplicius Simplicissimus" lebens-volle Bilber von den Schrecknissen des groen Krieges. 2) Der Verfasser nennt die Namen des Anfhrers der Bande nur verstmmelt, da er ihn wahrscheinlich als Bekannten nicht blostellen wollte.
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