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1. Mittelalter - S. 27

1911 - Kempten : Kösel
Gtterfeste und religise Gebruche der alten Germanen. 27 Anfangs Februar, wenn die Tage merklich langen, ward wahrscheinlich ein hohes Fest der Gtterknigin Frigg gefeiert, der Berahta (d. h. der Glnzenden), der Berchtfrau, wie sie den Bayern, der Frau Holle, wie sie den Thringern heute noch heit. Wenigstens mute alsdann jede Spindel ruhen: die Mgde muten das bei Beginn des Herbstes zugeteilte Ma von Flachs bis dahin abgesponnen haben: die hohe Gttin im Linnengewand schreitet vorher von Gehft zu Gehft, prft, ob das Spinnwerk und andere Hausarbeit sauber getan, belohnt die fleiige und reinliche und bestraft die faule oder unsaubere Magd. Zu dem Feste der Gttin ward wohl auch Brot, Honig und Wachs geweiht; feierliche Aufzge verherrlichten ohne Zweifel Berahtas Einzug. Wie im Laufe des Januar das Spinnen, so mute vor Ablauf des nchsten Monats das Austreten des Getreides, das durch Menschen und Tiere bemerk-stelligt wurde (denn Dreschflegel gab es noch nicht), vollendet sein. Anfangs Mrz wurde der feierliche Abschlu der Drescharbeit gefeiert, die sog. Drischelleg, ein Fest, das dem Erntegott Fr geweiht war; darum ward in diesem Fall das Gebildbrot x) gebacken in Gestalt des diesem Gott geweihten Ebers; es ward wohl auch ein Eber geschlachtet und von dem Opfertier wie auch von dem Gebildbrot, das ihn spter ersetzen mute, erhielt derjenige einen Ehren-anteil, der mit der Drifchel den letzten Schlag auf das letzte Bschel Getreide gefhrt hatte. Ebenso wurde bei dem auf dem gleichen frommen und sinnigen Gedanken ruhenden Feste der Sichelhenk derjenige durch Speise und Trank ge-ehrt, der bei der Ernte den letzten Schwaden mit der Sichel niedergelegt hatte, worauf diese feierlich aufgehngt, d. h. fr ein Jahr in Ruhestand versetzt wurde. Schon im Mrz wurde in manchen Gauen das frhliche" Fest begangen, das Hauptfest des Jahres, das den Sieg des Frhlings der den Winter feierte. Im feierlichen Aufzug wurde der nahende Frhlingsgott empfangen. Alt und jung hatte ja sehnlich den langen Winter hindurch den Tag ersehnt, der durch irgend ein Naturereignis, z. B. durch ein Gewitter oder durch eines Gottes (Baldurs oder Freyrs oder der Gttin Ostara) Boten, durch das Er-scheinen gewisser Vgel oder Insekten, als Frhlingsanfang bezeichnet ward: alles strmte hinaus den Lenz zu bewillkommnen. Sein finsterer Feind aber, der Winter, ward zum Zeichen vlliger berwindung ersuft im geschmolzenen Dorfteich, auch wohl erhngt, als Verbannter in den Wald, stets nach Norden, in die kalte Ecke", gejagt oder auf dem Scheiterhaufen verbrannt") oder ') Ein eigenartig, meist lnglich geformtes Brot oder ein Kuchen zu Opferzwecken. 2) Deshalb brennen noch heute in Nord- und Mitteldeutschland statt der ober-deutschen Sonnwendfeuer die Osterfeuer, die Scheiterhaufen des Winterriesen. Aber auch im Allgu leuchten am Funkensonntag", dem Sonntag nach Fastnacht, unzhlige Feuer von den noch tief verschneiten Hhen weithinein ins Land, des Winters Ende verkndend.
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