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1. Mittelalter - S. 28

1911 - Kempten : Kösel
28 Gtterfeste und religise Gebruche der alten Germanen. endlich in die Erde vergraben, in diesem Falle eine den Winter darstellende Puppe. Auch vertraten wohl junge Leute, mit den Abzeichen des Winters und seiner Genossenschaft ausgestattet, dessen Partei; andere Scharen stellten den Frhling und Sommer mit ihren Gesellen dar und erft nach erbittertem Kampfe rumten die ersteren das Dorf und wichen in den Wald. Noch heute begegnet man in vielen Drfern derlei an das Heidentum erinnernden Gebruchen. Manchmal sind auch diese Frhlingsfeste auf Ende April verlegt, so z. B. der St. Georgenritt, wobei der strahlende heilige Ritter an die Stelle des Frhlingsgottes getreten ist. Das Fest des Drachenftiches*) stellt gleichfalls den Sieg des Frhlingsgottes dar, indem dieser hoch zu Ro einen greulichen Drachen, das Symbol des Winters, durchbohrt. Da dabei zahlreiche Opfer um Segnung der Saat dargebracht wurden, steht fest. Entsprechend dem der gesamten Religion zugrunde liegenden Lichtkultus waren die beiden Hauptfeste des Jahres: das freudenreiche Jul, die Winter-sonnenwende, von den Christen als Weihnachten gefeiert, und die trauervolle Sommersonnenwende, von der Kirche auf das Fest Johannes des Tufers (24. Juni) verlegt. Am Jutfest verbrannten die Nordgermanen auf einem Scheiterhaufen, dem Julblock, den unterlegenen Winterriefen: unser Christbaum mit brennenden Lichtern hat nunmehr die alte Vorstellung des Scheiterhaufens berstrahlt; am Tage der Sommersonnenwende aber wurde die Leiche des schnen Lichtgottes verbrannt, der fr ein halbes Jahr dem zunehmenden Dunkel erlegen war; daher flammten damals, wie heute noch im Lande der Alantannen und Bajuwaren, auf allen Hhen die mchtigen Feuer, die feit dem sechsten und siebenten Jahrhundert durch zahlreiche Konzilienbeschlsse als alt-heidnische Kulthandlungen immer wieder und doch erfolglos verboten wurden. Selbstverstndlich waren, wie Luft und Erde, so auch Wasser und Feuer dem tiefen und frischen Nationalgefhl unserer Ahnen heilig: die geheimnisvoll aus den Tiefen der Erde brechende Quelle, der Ursprink" oder Quickborn", und die dem Gestein entlockte oder aus dem Donnergewlk niederfahrende Flamme. Die Gebruche, welche fr feierliche Schpfung des Wassers zu Anfang jeden Jahres galten, sind nur verdunkelt in der kirchlichen Wasserweihe uns erhalten. Die entsprechenden Gepflogenheiten fr Erneuerung der Flamme sind uns gerettet durch ihren Zusammenhang mit dem Sonnwendfeuer. Die heilige Flamme be, so glaubte man, im Laufe des langen Jahres, da Nachbar sie von Nachbar, Kienspan von Kienfpan entlehnte, viel von ihrer ursprnglichen Reinheit ein; daher verlschte man am Sonnwendtag alle Feuer im Dorf und entzndete den auf geweihtem Reifig getrmten Scheiterhaufen des Gottes nicht ') So z. B. zu Furth im Bhmerwalde.
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